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Als der Mensch erschien
Eine beeindruckende Geschichte des Homo sapiens
Das ist ein Prachtband, der jede Bibliothek schmückt. Und natürlich nicht nur im Regal stehen sollte, sondern auch gelesen und genossen werden will.
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Telmo Pievani/Valéry Zeitoun: Homo sapiens. Der große Atlas der Menschheit.
A. d. Franz. v. Renate Heckendorf. WBG/Theiss, 208 S., geb., 70 €.
Im Atlantengröße beleuchtet das von Telmo Pievani und Valéry Zeitoun verfasste Buch bildgewaltig die Entstehung der Menschheit. Erzählt wird darin, woher wir kommen und wie wir wurden, was wir heute sind. Das Format ist zwar unhandlich, kommt aber besonders den Karten und dem Bildmaterial zugute. Beeindruckende Abbildungen, wie beispielsweise jene, die die Verschiebung der Kontinente im Laufe der Zeit beschreiben, Fotos der Höhlenmalereien und Grafiken von Gesichtsrekonstruktionen unserer Vorfahren zeigen äußerst anschaulich die Anfänge der Menschheit - eine beeindruckende anthropologische Entwicklung, die Besiedlung der Welt durch den Homo sapiens, inklusive seiner ersten kulturellen Gehversuche.
Die französische Erstauflage des Buches erschien bereits 2012. Dementsprechend wird in der deutschen Übersetzung darauf hingewiesen, dass es seitdem immer wieder neue Funde, Entdeckungen und Erkenntnisse gab, manche hier gemachte Aussage eventuell überholt sein könnte, wie zum Beispiel der vermutliche Zeitpunkt der Auswanderung unserer Vorfahren aus Afrika, die nach jüngsten Forschungsergebnissen möglicherweise schon einige Zeit früher erfolgte als bisher angenommen.
Vorgestellt werden auch die Vorgänger des Homo sapiens, die schon lange vor dessen Erscheinen existierten und später ausstarben, so der Neandertaler oder der Denisova-Mensch. Die völlig anders geartete genetische Struktur des modernen Menschen hat vermutlich dessen Überleben als Gattung ermöglicht. Vollständige Gewissheit, warum er und nicht seine Artverwandten sich in der Evolution durchgesetzt haben, gibt es noch nicht. Mittlerweile allerdings ist der Mensch an eine Schwelle der Zivilisation gelangt, an der er sich selbst aus Unvernunft oder Übermut auslöschen könnte, sei es durch die Atombombe oder den Klimakollaps.
Das Buch eignet sich zum Schmökern, regt zum Nachdenken über uns und unsere Gemeinwesen an. Man liest es nicht in einem Zug. Es lädt zum Nachschlagen und Nachblättern ein. Der Atlas zeichnet die weltweiten Wanderrouten der Hominiden nach, deren erste Fußstapfen in Vulkanasche erhalten blieben, klärt über Verwandtschaftsverhältnisse auf und zeigt, wie sich mit kulturellen Handlungen unsere kognitiven Fähigkeiten entwickelten, die unsere letztendliche »Überlegenheit« begründeten.
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