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Kurzum: Kurz
Über die Macht der Bilder in Zeiten von Wahlkämpfen
Wir haben es im Bundestagswahlkampf in Deutschland erlebt, wie entscheidend Fotos, Statements, Gesten der sich um das Kanzleramt bewerbenden Spitzenpolitiker von Union, SPD und Grünen waren. Armin Laschet latschte von einem Fettnäpfchen ins andere. Der schlimmste Fauxpas: als er lachte, während Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier der Opfer der Flutkatastrophe gedachte. Nicht minder fatal, seine Stimmabgabe am Wahlsonntag, demonstrativ der Kamera den Zettel mit seinen Kreuzen zeigend. Wie auch seine Frau. Gewiss abgestimmt, aber den Kodex der geheimen Wahl in der Demokratie verletzend.
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Petra Bernhardt/ Karin Liebhart: Wie Bilder Wahlkampf machen.
Mandelbaum, 168 S., br., 19 €.
Der sozialdemokratische Kandidat hingegen zeigte sich stets relaxed, seriös, volksnah, sympathisch. Da waren die Wähler geneigt, seine Sünden zu vergessen. Während die Grünen-Kandidatin Annalena Baerbock ob ihres triumphalen Gebarens auf den Bühnen dieser Republik durchfiel.
Das ist die eine Seite des Themas, wie Bilder Wahlkampf machen. Der anderen, der Rolle von gezielten Kampagnen in Medien aller Art, vor allem in sozialen Netzwerken, unterstützt von Fotos, Grafiken und Videos, zum Puschen bestimmter Kandidatinnen und Kandidaten, widmen sich Petra Bernhardt und Karin Liebhart: kameragerechte Inszenierung, sorgfältiges Styling, wohlfeiles «Storytelling», gezieltes Ansprechen bestimmter Zielgruppen und Generationen mit Plakaten, Postern, Podcasts, kurzum: Korrumpierung des «Stimmviehs». «Die Wahl ist der Rummelplatz des kleinen Mannes! Es gibt nichts Neues unter der Sonne», wusste bereits 1930 Kurt Tucholsky.
Die Publikation der beiden Politikwissenschaftlerinnen von der Universität Wien hat in diesen Tagen an Aktualität insofern gewonnen, als sie sich insbesondere auf die Selbstdarstellung und das Management um den nunmehr zurückgetretenen österreichischen Bundeskanzler Sebastian Kurz fokussiert. Anhand der Nationalratswahlkämpfe und des Bundespräsidentschaftswahlkampfes in den Jahren 2016 bis 2019 dokumentieren und begründen die Autorinnen die Wirkmächtigkeit von Bilder und Parolen. Da wird ein jugendlicher, attraktiver, sportlicher «Held» auf Wandertouren und Volksfesten präsentiert, «einer, der unsere Sprache spricht», wie dem österreichischen Volk suggeriert wurde, kurzum: Kurz. Die PR-Maschinerie für den grünen Bundespräsidenten Alexander van der Bellen stand dem kaum nach, etwa mit Schlagworten wie «Wir», «Mutig», Heimat«, »Alle gemeinsam in die neuen Zeiten« oder »An Österreich glauben«.
Die Grenzen sind fließend. Egal welche Partei, welch politisches Profil - der Wahlkampfmodus ist stets der gleiche. Selten werde in der Politik so offen über Kampagnen gesprochen, wie es Michelle Obama in ihrem 2018 erschienenen Buch »Becoming« getan habe, urteilen die Autorinnen. Ihr Buch dürfte für angehende Politiker, Politologen und Journalisten sehr lehrreich sein.
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