Im Hungerstreik

Richard Ratcliffe will seine im Iran festgehaltene Frau freibekommen

  • Cyrus Salimi-Asl
  • Lesedauer: 2 Min.

Es ist Richard Ratcliffes zweiter Hungerstreik. Schon 2019 protestierte er zwei Wochen vor der iranischen Botschaft, um seine siebenjährige Tochter Gabriella aus Teheran nach London zu bekommen. Jetzt geht es um seine Frau, Nazanin Zaghari-Ratcliffe: Diese war 2016 nach einem Besuch bei ihren Eltern im Südiran verhaftet worden. Sie soll mit einem ausländischen Netzwerk versucht haben, das iranische Regime zu stürzen, so der Vorwurf, und musste fünf Jahre ins Gefängnis. Die heute 43-jährige Zaghari-Ratcliffe arbeitete damals für die Thomson Reuters Stiftung. Im April war sie wegen »Propaganda gegen das System« zu einem weiteren Jahr Gefängnis sowie einer einjährigen Ausreisesperre verurteilt worden, weil sie 2009 an einer Demo vor der iranischen Botschaft in London teilgenommen hatte. Vor einer Woche verlor sie die Berufung gegen dieses Urteil.

Ihr Ehemann Richard erwartet entschiedenere Unterstützung durch die britische Regierung. Am Sonntag begann er seinen Hungerstreik vor dem Außenministerium, um Premierminister Boris Johnson unter Druck zu setzen. Er will in einem Zelt vor dem Haupteingang schlafen. Zwar sei der Iran hauptverantwortlich für die Situation seiner Frau, aber auch »Großbritannien lässt uns im Stich«, so Richard Ratcliffe. »Es wird immer deutlicher, dass Nazanins Fall schon vor vielen Monaten hätte gelöst werden können, wenn nicht andere diplomatische Agenden im Vordergrund gestanden hätten«, klagt Ratcliffe. Al-Jazeera zufolge wendet sich die Familie gegen die britische Weigerung, eine ausstehende Altschuld von 400 Millionen Pfund an den Iran zu bezahlen.

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Menschenrechtsgruppen werfen dem Iran seit langem vor, Doppelstaatsangehörige als Druckmittel in Verhandlungen zu benutzen. Der Iran erkennt die doppelte Staatsbürgerschaft grundsätzlich nicht an, so dass Inhaftierte wie Zaghari-Ratcliffe keinen konsularischen Beistand erhalten.

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