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Babelsberg bringt Millionentruppe in Verlegenheit

Die Viertligafußballer verlieren nur 0:1 gegen RB Leipzig

  • Matthias Koch, Babelsberg
  • Lesedauer: 5 Min.

Auch am Tag nach dem Ausscheiden im DFB-Pokal gab es beim Regionalligisten Babelsberg 03 keinen Verdruss. Schließlich hatte sich der Viertligist am Dienstagabend in der zweiten Runde gegen den Champions-League-Teilnehmer RB Leipzig tapfer geschlagen und nur 0:1 verloren. Fans beider Lager sorgten im mit 6218 Besuchern ausverkauften Karl-Liebknecht-Stadion für eine tolle Stimmung. »Das war alles sehr gut. Dieses Spiel war für uns eines der größten Highlights der letzten Jahre«, sagte Babelsbergs Vorstandsvorsitzender Björn Laars.

Nur einmal also musste der aufmerksame Schlussmann Jannick Theißen hinter sich greifen. Fast hätte sich der grandios kämpfende Außenseiter mit einem torlosen Remis in die Pause gerettet. Doch in der 45. Minute setzte der Leipziger Dominik Szoboszlai nach Vorlage von Yussuf Poulsen einen Beinschuss an, gegen den Theißen machtlos war. Weil Leipzig in der zweiten Hälfte die eine oder andere Chance ausließ, blieb es bis zum Schluss spannend. Nach dem Abpfiff war die Enttäuschung bei den Gastgebern zunächst groß, doch die Mannschaft wurde von ihren Anhängern ausgiebig gefeiert.

In der ersten Pokalrunde hatte der SV Babelsberg den Bundesliga-Aufsteiger Greuther Fürth im Elfmeterschießen geschlagen. Nun konnte die Millionentruppe aus Leipzig zumindest in Verlegenheit gebracht werden. »RB ist letzten Endes verdient weiter. Wir haben im Rahmen unserer Möglichkeiten alles reingehauen und eine Zeit lang auf Augenhöhe mitspielen können. Dass wir weniger Spielanteile hatten, damit war zu rechnen«, sagte Babelsbergs Trainer Jörg Buder. Und ergänzte: »Die Leistung der Mannschaft ist gar nicht hoch genug anzuerkennen. Auf der einen Seite bin ich stolz, auf der anderen Seite enttäuscht, dass wir verloren haben.«

Buder war bis zum Sommer noch Co-Trainer bei den Potsdamern. Er übernahm den Kader kurz nach dem Saisonstart, als es zwischen seinem Vorgänger Predrag Uzelac und den Kickern anscheinend unüberbrückbare atmosphärische Störungen gab. In seinem ersten Match als Interimstrainer warf Buder Fürth aus dem Wettbewerb. Im September wurde der frühere Fußballer des BFC Dynamo sowie von Tennis Borussia Berlin und Babelsberg offiziell Chefcoach. Die Vereinsführung sieht sich darin bestärkt, ihn befördert zu haben. »Jörg Buder ist ein Kind des Vereins. Dass es mit ihm so gut funktioniert, ist für uns eine Bestätigung«, meint Laars.

Der Vorstandschef hatte vor der Saison für die Regionalliga Nordost Platz sechs bis neun als Saisonziel ausgegeben. Nach 15 Spielrunden liegt der Verein als Tabellensechster voll im Soll. Gegen die vor den Babelsbergern liegenden Mannschaften Berliner AK, BFC Dynamo, Lok Leipzig, FC Carl Zeiss Jena und VSG Altglienicke gab es zwar keinen Sieg, immerhin aber zwei Unentschieden und nur knappe Niederlagen. Bei etwas mehr Spielglück wären die Nulldreier sogar noch näher an der Tabellenspitze dran.

Dennoch will die Mannschaft auf dem starken Auftritt gegen die Leipziger aufbauen. »Die Entwicklung geht seit Wochen in die richtige Richtung. Wir spielen besseren Fußball. Die Ergebnisse stimmen. Die Zuschauer kommen wieder. Es sind alle zufrieden«, sagte Buder mit Blick auf das Auswärtsspiel am kommenden Sonntag bei Energie Cottbus. »Der Weg, den wir eingeschlagen haben, ist richtig gut. Das Entscheidende ist, dass die Spieler daran glauben, dass die gut sind und das auch umsetzen. Dann spielen wir nicht nur in diesem Jahr eine gute Rolle, sondern auch im nächsten und übernächsten.«

Auch für den neutralen Besucher macht es Spaß, Partien im »Karli« zu verfolgen. Stadionsprecher Thomas Hintze macht freche, aber keinesfalls respektlose Ansagen. »Ich bin der Meinung, dass unsere Equipe der Favoritenrolle gerecht wird und in die nächste Runde einzieht«, teilte er kurz vor dem Anpfiff den Zuschauern mit.

Die aktive Babelsberger Fanszene sorgt auf der Gegengerade und unter dem Dach hinter einem der Tore für ordentlichen Support. Mit einem Transparent und unzähligen Fahnen mit der Aufschrift »Anti Red Bull« machten sie ihre Abneigung gegen RB Leipzig mehrfach deutlich. Auf einem anderen Banner war zu lesen, dass es für die Babelsberger in Leipzig nur die Traditionsvereine Chemie und Lok gebe. Indirekt wird RB Leipzig aber sogar für die immer wieder von Babelsberger Anhängern gezündete Pyrotechnik aufkommen. Auf Bitten des kleineren Vereins verzichtet RB auf seinen Anteil an den Zuschauereinnahmen. Dabei dürfte es sich laut Vorstandschef Laars um rund 20 000 Euro handeln.

Von der Fußballatmosphäre vor den Toren Berlins schwärmte selbst der Gästetrainer. »Vor einer Woche haben wir knapp im Pariser Prinzenpark gegen PSG mit Messi, Neymar und Mbappe verloren, nun hatten wir ein knappes Spiel gegen einen Regionalligisten gesehen«, sagte der Leipziger Coach Jesse Marsch. »Ich finde es so geil, diese Erfahrung zu machen. Ich war wirklich begeistert von der Stimmung in Babelsberg.« Das dortige Publikum gilt als politisch linksorientiert. In dieser Hinsicht unterschied es sich kaum von einigen Anhängern im gut gefüllten Gästeblock. RB-Fans erinnerten mit Transparenten an den Todestag des antifaschistischen Ringers Werner Seelenbinder. Zudem zeigten sie Solidarität mit dem Verein Roter Stern Leipzig.

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