In einem Jahr zur funktionierenden Stadt

Stiftung Zukunft Berlin wirbt für einen Verfassungskonvent, um der Verwaltung auf die Sprünge zu helfen

  • Tomas Morgenstern
  • Lesedauer: 3 Min.

Seit vielen Jahren wächst die Kritik genervter Einwohner an der ineffizienten Arbeitsweise von Ämtern und Behörden. Die langen Wartezeiten etwa der Berliner Bürgerämter sind Legende. Spätestens die schweren Pannen bei den Wahlen in der Hauptstadt am 26. September haben die Dysfunktionalität von Teilen der Berliner Verwaltung offengelegt. Vor allem auch daran, ob und wie schnell es gelingt, die Verwaltung endlich zum Laufen zu bringen, wird ein künftiger Senat bald gemessen werden. Die Stiftung Zukunft Berlin hat dazu am Mittwoch grundlegende Reformvorschläge unterbreitet.

Neben raschen Schritten zur Verbesserung der Verwaltungsarbeit etwa in den Bezirken stellt die Stiftung, die sich als »unabhängiges Forum für bürgerschaftliche Mitverantwortung« versteht, die Idee eines Verfassungskonvents zur Entwicklung grundlegender Gesetzesänderungen zur Diskussion. »Wir haben schon vor den Wahlen, im Juni, in einem Gespräch mit Spitzenpolitikern und auch Bezirksbürgermeistern überwiegend Zustimmung für den Vorschlag gefunden, einen Verfassungskonvent in der neuen Legislaturperiode durchzuführen«, sagte Stefan Richter, Geschäftsführender Vorstand der Stiftung, in einem Online-Gespräch. »Das Kernthema, das A und O, ist die Klärung der Zuständigkeiten von Senat und Bezirken. Das muss ganz oben auf der Agenda stehen, und dafür ist eine Verfassungsänderung notwendig.«

Inzwischen, so Fischer, stehe für ihn fest: »Der Verfassungskonvent kommt.« Denn in der vergangenen Woche hatte auch die SPD-Spitzenkandidatin und designierte Regierende Bürgermeisterin, Franziska Giffey, angekündigt, Vorschläge zu Strukturänderungen in der Verwaltung in einem parteiübergreifenden Verfassungskonvent zu erarbeiten und zu verwirklichen. Ähnlich äußerten sich auch Vertreter von Grünen und Linke. Giffey hält die Regelung der Zuständigkeiten von Senat und Bezirken für unerlässlich.

»Eine zentrale Aufgabe der neuen Regierung ist die Schaffung eines Berliner Stadtmanagements für das 21. Jahrhundert«, appellierte die Stiftung an die Teilnehmer der laufenden Koalitionsgespräche zur Bildung des neuen Senats. In einem jetzt veröffentlichten Positionspapier heißt es: »In der neuen Legislaturperiode müssen die gravierenden Mängel und strukturellen Defizite der Berliner Verwaltung endlich behoben werden. Punktuelle Eingriffe in die gegenwärtigen Zuständigkeiten und das momentane Zusammenwirken von Senats- und Bezirksebene werden dazu nicht ausreichen.« Das neu gewählte Abgeordnetenhaus müsse daher zügig einen Verfassungskonvent bilden. In dem sollen »binnen eines Jahres unter Einbeziehung auch von Vertreter*innen der Zivilgesellschaft« konkrete Vorschläge zur Änderung gesetzlicher Regelungen, einschließlich erforderlicher Verfassungsänderungen, erarbeitet werden, die mehrheitsfähig sind.

Aus Sicht von Detlef Gottschalck, Leiter der AG Stadtmanagement im Berlin-Forum, sollte der Konvent bis spätestens März 2022 eingesetzt werden und auch im Laufe des Jahres zu einem Ergebnis kommen. Für vieles brauche man in Berlin keine Verfassungsänderung. »Sicher kann es aber am Ende nicht schaden, verschiedene Grundsätze, auf die man sich einvernehmlich verständigt hat, in der Verfassung zu verankern«, sagt er.

Solch einem Konvent sollten Vertreter der Fraktionen von Abgeordnetenhaus und Bezirksverordnetenversammlungen angehören, der Bürgerschaft und der Zivilgesellschaft sowie Repräsentanten gesellschaftlich relevanter Organisationen, die vor allem junge Menschen vertreten, schlägt die Stiftung vor.

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken von Socken mit Haltung und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.