Schnelle Siege, kein Erfolg

Alexander Ludewig über Grund und Ursache des ersten Trainerwechsels in dieser Bundesligasaison

Wenn Florian Kohfeldt an diesem Donnerstag beim VfL Wolfsburg offiziell als neuer Trainer präsentiert wird, dann werden beiderseits die üblichen Vorschusslorbeeren verteilt. Als diese Personalentscheidung am Dienstagabend vom Verein verkündet wurde, fielen erste, zweckentsprechende Worte. »Wir sind überzeugt, dass er sich mit unserem Weg identifizieren kann und wir mit ihm gemeinsam wieder in die Erfolgsspur zurückkehren werden«, teilte Sportdirektor Marcel Schäfer mit.

Dass die Fußballer des VfL nur zwei Tage nach der Entlassung von Mark van Bommel schon wieder einen neuen Chef haben, liegt an der Tatsache, dass mit Kohfeldt ein tatsächlich hoffnungsvoller Kandidat sofort verfügbar war. Der 39-Jährige wurde 2018 als Trainer des Jahres ausgezeichnet. Bis zu seiner Entlassung im Sommer, hat er bei Werder Bremen fast vier Jahre lang bewiesen, wie man einen Verein auf striktem Sparkurs dennoch in der Bundesliga halten kann. Vielleicht wäre es ihm im Mai noch einmal gelungen, hätte er nicht einen Spieltag vor Saisonende gehen müssen.

Eine Trainerentlassung nach nur neun Spieltagen kommt recht früh. Solch schnelle Entscheidungen sind in der Bundesliga aber keineswegs unüblich. Wolfsburg steht somit auch beispielhaft für verhängnisvolle Verhältnisse. In der vergangenen Saison hatte sich der VfL für die Champions League qualifiziert - das Sehnsuchtsziel aller Klubs, aus finanzieller Sicht. Nun, nach acht Pflichtspielen ohne Sieg, erklärte Jörg Schmadtke die Trennung von Mark van Bommel. »Wir haben gedacht, dass wir auf einen Bestand, den wir hier haben, draufsatteln können«, sagte der Sport-Geschäftsführer.

In dieser Begründung finden sich viele Fehler. Der erste: Wolfsburg hat sich im Konkurrenzkampf um die ganz großen Geldtöpfe überschätzt. Wie hart dieser ist, zeigt, dass der VfL als ein von VW alimentierter Werksklub erst zum dritten Mal überhaupt die Champions League erreicht hat. Generell gilt: Schnelle Siege sind kein Erfolg, zumindest kein notwendig nachhaltiger. Die vergangene Saison war eine überragende für den VfL - weil das Team meist am Limit gespielt und bei sieben Siegen mit nur einem Tor Unterschied auch das nötige Spielglück hatte. Zudem geriet Torjäger Wout Weghorst dabei mit seinen 20 Treffern in einen selten guten Lauf. All das verkannte Schmadtke in seiner Analyse. Außer Acht ließ er auch die neue Mehrfachbelastung auf höchstem Niveau. Und vielleicht sind ja auch die für mehr als 50 Millionen Euro geholten Neuzugänge nicht so gut, wie erhofft.

Opfer von Schmadtkes ungesunder Ungeduld wurde Mark van Bommel, dem er unter genannten Umständen als neuem Trainer im Sommer mit zu hohen Ansprüchen zu großen Druck machte - und zu wenig Zeit ließ. Zudem ist Schmadtke kein einfacher Typ, atmosphärische Störungen zwischen ihm als Sportchef und einigen Trainern gab es seit 2018 nicht nur in Wolfsburg, sondern auch schon in seinen vier Jahren mit drei Trainern in Hannover.

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