Hausratversicherung ist ein Muss - eigentlich ...

Rund um die Pflichtversicherungen

  • Hermannus Pfeiffer
  • Lesedauer: 4 Min.

Im vergangenen Jahr verursachte die Gefahr »Einbruchdiebstahl« die meisten Schäden. Sie war in Summe zusammen mit Feuerschäden auch am teuersten für die deutschen Versicherungsunternehmen. Dies geht aus den aktuellen Zahlen des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) hervor. Die Hausratversicherer hatten für rund 250 000 Einbruchdiebstähle einzustehen.

Doch zwischen 2010 und 2020 schwankten Sturm- und Hagel- sowie erweiterte Elementarschäden bei Schadenzahlen, Versicherungsleistungen und Durchschnittsschäden erheblich. Bei Feuer- und Leitungswasserschäden zeigt der Kostentrend deutlich nach oben - bei den Einbruchdiebstählen hingegen nach unten.

Der Rekordwert wurde 2002 erreicht, als Versicherer fast 1,5 Milliarden Euro für Schäden bezahlen mussten. Zwischen den Jahren 2000 und 2020 summieren sich die vom Versichererverband genannten Aufwendungen auf rund 26,7 Milliarden Euro.

Auf Rang zwei der Gefahren liegt »Leitungswasser«. In dieser Kategorie waren laut der Verbandsstatistik bundesweit 160 000 Fälle zu verzeichnen. Das Risiko »Feuer« rangiert mit 130 000 »nur« noch an dritter Stelle. Knapp dahinter folgen die Sturm- und Hagelschäden, deren Zahl mit circa 110 000 angegeben wird. Darüber hinaus hatte die Branche erneut rund 50 000 Glas- sowie 10 000 »erweiterte« Elementarschäden zu regulieren. Zu dieser Kategorie zählt der GDV die Gefahren durch Überschwemmungen, Starkregen oder Vulkanausbruch.

Finanziell den größten Posten machten ebenfalls Einbruchdiebstähle aus: Immerhin 350 Millionen Euro zahlten die Hausratversicherer 2020 dafür an ihre Kunden. Für Feuer betrugen die Versicherungsleistungen ebenfalls 350 Millionen Euro, während Leitungswasserschäden mit wiederum 280 Millionen Euro zu Buche schlugen.

Jeder Fünfte ohne Versicherung

Versicherungen klappen bekanntlich gerne den Sonnenschirm ein, wenn es zu regnen beginnt. Doch trotz teilweiser schlechter Erfahrungen im Schadenfall gehört eine Hausratversicherung in jedes Heim - eigentlich. Nach der privaten Haftpflichtversicherung zählt der finanzielle Schutz des Hausrats und der Wohnung zu den wichtigsten und damit eigentlich unentbehrlichen Sachversicherungen. Eine Hausratversicherung hilft bei Brand- und Leitungswasserschäden, bei Schäden durch Blitzschlag, durch Einbruchdiebstahl, Raub, durch Explosion oder Sturm (ab Windstärke acht).

Trotzdem lebt schätzungsweise jeder fünfte Haushalt in Deutschland ohne Hausratversicherung. Dabei bewahrt sie vor dem finanziellen Desaster, wenn Sie nach einem Schaden alles neu kaufen oder reparieren lassen müssen. Versichert ist der komplette Hausrat - von Möbeln und Gardinen bis hin zu Elektrogeräten und Musikins-trumenten.

Nicht versichert sind üblicherweise Gegenstände, die fest mit dem Gebäude verbunden sind, wie Einbaumöbel, Badewannen oder verklebte Teppichböden. Diese können durch eine zusätzliche Wohngebäudeversicherung abgesichert werden. Diese ist allerdings im Regelfall nicht nötig: Denn sollten Sie einen Schaden an Gegenständen verursachen, die dem Vermieter gehören, springt üblicherweise Ihre Haftpflichtversicherung ein. Ersetzt wird vom Hausratversicherer nicht der (niedrigere) Wert, den Gegenstände zum aktuellen Zeitpunkt des Schadens haben. Stattdessen kommt es darauf an, wie viel die Neuanschaffung kosten würde. Über dessen Höhe lässt sich im Einzelfall allerdings trefflich streiten.

Gefahr der Unterversicherung

Im Internet oder in der örtlichen Bücherhalle können Sie sich leicht einen Marktüberblick verschaffen. So viel sei verraten: Üblicherweise sind Verträge auf dem Lande billiger als in der Stadt, und in der kleinen Stadt billiger als in der Großstadt. Damit soll dem unterschiedlichen Gefahrenpotenzial Rechnung getragen werden, argumentieren Versicherer.

Weit ist die Spanne außerdem zwischen preiswerten und teuren Anbietern. So liegt unterm Strich die Preisspanne in einer Kleinstadt etwa bei 50 bis 200 Euro im Jahr und in einer Großstadt zwischen 100 und 500 Euro. »Mit Fahrrad« kann es in jedem Fall noch deutlich teurer werden.

Die preiswerteste Police nützt jedoch wenig, wenn Sie damit »unterversichert« sind. Unterversichert ist, wer beispielsweise nur den halben Wert seines Hausrats abgesichert hat. Das spart zwar Prämien. Doch im Schadenfall ersetzt der Versicherer dann auch nur die Hälfte des Neuwerts.

Neben den üblichen Standardtarifen können alle möglichen Mehrleistungen gebucht und extra bezahlt werden. So können Sie Gartenmöbel ebenso finanziell absichern wie etwa gestohlene Urkunden aus ihrem Auto.

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