- Berlin
- Stadtbild
Wieder mehr DDR am Alexanderplatz
Verkleidung eines Wandbilds von Willi Neubert wieder entfernt
Nach fast 30 Jahren wird am Alexanderplatz wieder ein großes Stück Kunst aus DDR-Zeiten sichtbar. Das 76 Meter lange und 3,50 hohe Emaille-Fries »Die Presse als Organisator« des 2011 verstorbenen Künstlers Willi Neubert wird die Nordwestecke des Platzes wieder prägen, sobald die Baugerüste endgültig verschwunden sind.
Verschwunden war das Werk 1992 hinter einer Holzverkleidung und den Leuchtbuchstaben einer Steakhauskette, die in die Räumlichkeiten des einstigen »Pressecafés« eingezogen war. Der Flachbau gliedert sich an das 1973 fertiggestellte 17-geschossige einstige Hochhaus des Berliner Verlags an.
Laut dem 1993 vom Senat in einem Wettbewerb ausgewählten Plan der Architekten Hans Kollhoff und Helga Timmermann hätten alle aus DDR-Zeiten stammende Hochhäuser abgerissen und durch neue Wolkenkratzer ersetzt werden sollen. Doch bekanntlich kam es anders.
Neben den großformatigen Werken von Walter Womacka am Haus des Lehrers sowie des Hauses des Reisens wird nun mit Neuberts Motiven das aufeinander Bezug nehmende Bildprogramm aus DDR-Zeiten wieder komplettiert sein. 2013 hatte das Landesdenkmalamt sie unter Schutz gestellt. »Die Bildwerke sind integrale Bestandteile der bildkünstlerischen Konzeption für den Alexanderplatz; als solches reihten sie sich zur Zeit ihrer Erbauung harmonisch in die gesamte künstlerische Gestaltung des neuen Stadtzentrums der DDR-Hauptstadt ein«, formulierten die Denkmalschützer damals.
»Die Presse als Organisator« ist das einzige verbliebene Werk Neuberts, das nun wieder im öffentlichen Raum sichtbar ist, wie aus der Antwort des Senats auf eine Schriftliche Anfrage des FDP-Politikers Stefan Förster hervorgeht. »Das Bild von Willi Neubert ist ein Stück Geschichte, gut, dass es bald wieder zu sehen sein wird«, sagte Förster zu »nd«.
Protest gegen die Presse, wie auf dem Foto von der Großdemonstration am 4. November 1989 für Reformen in der DDR, würde heute allerdings ihr Ziel verfehlen. Der Berliner Verlag ist 2017 ausgezogen, das Ensemble gehört einem Projektentwickler. nic
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.