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Semesterticket in Gefahr

Brandenburgs Studierende könnten das Angebot wegen einer geplanten Preiserhöhung ablehnen

An diesem Donnerstag um 11.11 Uhr soll vor dem Infrastrukturministerium in Potsdam gegen höhere Preise für die Semestertickets der Studierenden protestiert werden. Die Interessengemeinschaft Semesterticket Berlin-Brandenburg (IG SemTixBBB) ruft dazu auf, von dort auch noch zum Wissenschaftsministerium und zum Landtag zu ziehen, eventuell anschließend weiter zur Staatskanzlei.

Den Angaben der IG zufolge sollen die Tickets, mit denen die Studierenden jeweils ein halbes Jahr lang in ganz Berlin und Brandenburg Bus und Bahn fahren dürfen, für die Potsdamer Hochschulen nächstes Jahr 222 Euro kosten und übernächstes Jahr 243 Euro. Bisher werden nur 188,16 Euro verlangt. Für Frankfurt (Oder), Cottbus und Eberswalde würde der Preis sogar noch deutlicher steigen von jetzt noch 170 Euro auf 245 Euro in zwei Jahren, »so jedenfalls das aktuelle Angebot des Verkehrsverbunds Berlin-Brandenburg (VBB)«, erklärt die IG am Mittwoch.

»In Brandenburg ist die Gefahr eines wegfallenden Semestertickets so groß wie noch nie«, erklärt IG-Verhandlungsführer Matthias Weingärtner. »Die Steigerungen sind jenseits aller normalen Tarifanpassung und sorgen für besonderen Frust, da der VBB kürzlich erst groß in der Presse verkündete, die Ticketpreise im nächsten Jahr nicht zu erhöhen, das Semesterticket davon aber ausgenommen hatte.« Dabei haben, so beschwert sich Weingärtner, »die Studierenden das Ticket in den letzten anderthalb Jahren kaum genutzt, aber brav bezahlt«. Denn wegen der Corona-Pandemie gab es kaum Lehrveranstaltungen in den Universitäten. Die Professoren hielten ihre Vorlesungen online.

Weil das so ist, befürchtet die IG einen historischen Tiefststand der Zustimmung zum Semesterticket. Es wird nämlich an den Hochschulen darüber abgestimmt, ob das Angebot des VBB angenommen wird. Solange das Ticket bezahlbar ist, entscheiden sich die Studierenden dafür. Ab einer bestimmten Schwelle sagen sich jedoch diejenigen, die auch mit dem Fahrrad zum Hörsaal oder in die Universitätsbibliothek gelangen können, dass sie kein Semesterticket wollen - auch nicht aus Solidarität mit Kommilitonen, die auf Bus und Bahn angewiesen sind.

In Berlin hat sich die Senatsverkehrsverwaltung bereit erklärt, die Mehrkosten für die Semestertickets zu übernehmen. Die 160 000 Studierenden in der Hauptstadt müssen also selbst nicht mehr bezahlen. Die IG SemTix fordert das Land Brandenburg auf, »jetzt nachzuziehen« und sieht dabei das Infrastruktur- und das Wissenschaftsministerium in der Pflicht. Für die 50 000 Studierenden im Bundesland werde ein Zuschuss von insgesamt 3,3 Millionen Euro benötigt.

Nach Ansicht von Matthias Weingärtner wäre das »gut investiertes Geld«, eine »Investition in die Zukunft des Wissenschaftsstandortes« quasi. Denn wenn das Semesterticket wegfällt, würden sich viele dann für einen anderen Studienort entscheiden. Später würden die Fachkräfte fehlen.

Die Landtagsabgeordnete Isabelle Vandré (Linke) unterstützt das Anliegen der Studierenden. Das Infrastrukturministerium ist überzeugt, dass das Semesterticket nach wie vor »ein gutes und faires Angebot« sei.

Der Öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) werde jeweils rund zur Hälfte durch Ticketeinnahmen und staatliche Zuschüsse finanziert», erläutert VBB-Sprecher Joachim Radünz. «Wenn eine Säule sinkt, muss automatisch die andere Säule steigen.» In den vergangenen Jahren seien die Kosten der Verkehrsbetriebe unter anderem für ihr Personal deutlich gestiegen. Die Semesterticketpreise hingegen seien in den vergangenen Jahren vergleichsweise stabil geblieben, für Berlin sei der Preis seit 2017 nicht mehr angepasst worden.

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