Keine schmutzigen Bilder

Der mediale Blick auf die polnisch-belarussische Grenze

  • Martin Höfig
  • Lesedauer: 2 Min.

Was geschieht, wenn jemand die deutsche Erzählung verinnerlicht hat, nach der man selbst immer nur Gutes wollte und will, während der das reine Böse verkörpernde Feind im Osten steht, bewies am Dienstagabend die ZDF-Journalistin Marietta Slomka. Denn für sie schießt der böse (Weiß-)Russe jetzt auch noch mit Menschen. Und so fragte sie im Heute Journal ausgerechnet einen Professor der Bundeswehr-Universität, ob man »auf die hybride Kriegsführung Lukaschenkos mit nicht-traditionellen militärischen Mitteln, sondern mit Flüchtlingen als Waffen«, nicht auch militärisch reagieren könne. Dann müssten die Polen ja letztlich auf die Flüchtlinge schießen, das gäbe schmutzige Bilder, wies der Bundeswehr-Professor das Ansinnen Slomkas vorerst zurück.

Solche Charaktermasken wie Slomka und auch der Bundeswehr-Professor machen einem klar, dass eine EU der Werte und Menschenrechte schlicht nicht existiert. Wer sich von ein paar Tausend Geflüchteten in Not so widerlich nationalistisch und menschenverachtend in seiner Heile-Welt-Existenz bedroht sieht, dass er am liebsten »zurückschießen« würde, ist selbst kein Mensch mehr. »Ich schlage ein wie eine Haubitze«, sangen Tocotronic bereits 2013. Als hätten sie geahnt, was noch alles kommt.

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