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  • Handball: SC Magdeburg mit Siegesserie

Kühler Kopf im hitzigen Fuchsbau

Omar Ingi Magnusson führt Magdeburgs Handballer zum Sieg im Spitzenspiel der Bundesliga in Berlin

Jaron Siewert musste sich erstmal sammeln. Kurz bevor er die ersten Fragen zur Niederlage seiner Füchse gegen den SC Magdeburg beantworten sollte, schüttelte sich der Berliner Trainer einmal kräftig und pustete durch. Die Enttäuschung aber blieb. »Wir haben viel zu viele Fehler gemacht«, sagte er. Damit erklärte der 27-Jährige den schnellen und hohen Rückstand in der Anfangsphase, den seine Handballer nicht mehr aufholen konnten. Am Ende verloren die Füchse am Sonnabend das Spitzenspiel der Bundesliga mit 29:33.

Die Analyse von Siewert war durchaus treffend. Doch dazu, Fehler zu nutzen oder gar zu provozieren, gehört ein entsprechend guter Gegner. Einen besseren als den SC Magdeburg gibt es derzeit in der Bundesliga nicht: Mit elf Siegen aus elf Spielen thront der SCM souverän an der Spitze. Und wenn solch ein Team auch noch einen wie Omar Ingi Magnusson in seinen Reihen hat, dann ist es nur sehr schwer zu schlagen. In Berlin zeigte der 24-Jährige Isländer, warum er innerhalb nur eines Jahres zum besten Handballer der Bundesliga aufgestiegen ist.

Nach acht Minuten hatte der SCM schon mit 7:3 geführt - vier Magdeburger Treffer gingen auf Magnussons Konto. Ein guter Start ist immer wichtig. Seine herausragende Bedeutung bewies der Rückraumspieler mit der treffsicheren linken Hand aber in Durchgang zwei. Nachdem der SCM zwischenzeitlich schon mit zehn Toren Vorsprung geführt hatte, verlor er den Rhythmus - und die Füchse verkürzten mit vier Treffern in Folge in der 52. Minute auf 24:29. Dann nahm Magnusson das Heft des Handelns wieder in die Hand: Mit drei Aktionen, die sein vielfältiges Können beschreiben, brachte er sein Team wieder auf Kurs. Mit einer starken Einzelaktion gegen zwei Berliner brach er den Bann, nach einem weiteren eigenen Treffer und einem wunderbaren Zuspiel Magnussons an den Kreis führten die Magdeburger wieder mit sechs Toren - das Spiel war entschieden.

Neben unwiderstehlicher Durchsetzungskraft gehörte an diesem Abend im Berliner Fuchsbau aber noch mehr als nur sportliches Können dazu, solch ein Spiel zu entscheiden: ein kühler Kopf. Denn die Atmosphäre vor 7200 Zuschauern in der Max-Schmeling-Halle war sehr hitzig. Angeheizt hatte sie auch der Sportdirektor der Füchse Berlin, Stefan Kretzschmar, der vor dem »Ostderby« von einer »tiefen Abneigung« beider Klubs gesprochen hatte. Das nicht immer souveräne Schiedsrichterduo mit Hanspeter Brodbeck und Simon Reich trug ebenso dazu bei, dass sich die Rivalität auf dem Spielfeld, den Bänken und den Tribünen teilweise wild und meist sehr lautstark entlud. Unfair wurde es, als der Hallensprecher versuchte, in der 40. Minute Stimmung zu machen. »Dieses Foul bleibt ungeahndet«, tönte er, nachdem der Berliner Nils Lichtlein mit einer Bänderverletzung aus der Halle getragen werden musste. Der 19-Jährige war jedoch ohne Fremdeinwirkung umgeknickt.

Die Strapazen des Spiels und der nervenaufreibenden Schlussphase waren auch dem Gästetrainer anzusehen. »Ich bin super glücklich, hier gewonnen zu haben«, sagte Magdeburgs Bennet Wiegert. Einen großen Anteil daran hatte der kühle Kopf seines Teams: Omar Ingi Magnusson. Er war mit neun Toren am erfolgreichsten. Sein Angriffsspiel mit einer Trefferquote von 90 Prozent war überragend - er traf vom Kreis, mit Fernwürfen und nach schnellen Gegenstößen. Mit 74 Treffern ist er aktuell der beste Törjäger der Bundesliga, mit 274 war er es schon in der vergangen Saison. Weil der Isländer auf halbrechten Position aber auch hervorragend in der insgesamt sehr stabilen SCM-Abwehr arbeitet, ist er ein nahezu kompletter Spieler. Erleichtert sind sie in Magdeburg deshalb schon seit dem Sommer, als Magnusson seinen Vertrag bis zum Jahr 2026 verlängert hat.

Die Stimmung in Berlin hat sich innerhalb weniger Tage komplett gedreht. Die Füchse sind mit 17:5 Punkten immer noch Tabellenzweiter, aber die Enttäuschung nach zwei Niederlagen in zwei Spitzenspielen gegen Flensburg und Magdeburg sitzt tief. »Wir müssen erstmal aufarbeiten, was in dieser Woche passiert ist«, sagte Stefan Kretzschmar. Und das ist nicht wenig. Neben den vielen Fehlern im Offensivspiel war auch das Abwehrverhalten ungenügend. Gerade auf den Halbpositionen waren die Lücken viel zu groß. Kretzschmar kritisierte zudem die Torhüterleistungen. Sein Versuch, optimistisch nach vorn zu schauen, klang recht gezwungen: »Ich glaube an die Qualität der Spieler.«

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