- Politik
- Präsidentschaftswahlen in Libyen
In die Fußstapfen
Saif Al-Islam, Sohn Gaddafis, will Libyens neuer Präsident werden
Lange Zeit war er aus den Schlagzeilen verschwunden; wo er sich aufhielt, wusste niemand genau. Am Sonntag trat er wieder ins Rampenlicht und ließ die Bombe platzen: Saif Al-Islam, zweitältester Sohn des ehemaligen libyschen Machthabers Muammar Al-Gaddafi, will seinen Vater beerben und bei den Präsidentschaftswahlen in Libyen am 24. Dezember antreten. Seinen Antrag reichte er in der Stadt Sabha ein, teilte die Wahlkommission mit.
Nur hat Präsidentschaftskandidat Saif Al-Islam ernsthafte Probleme mit der Justiz: Der Internationale Strafgerichtshof (IStGH) in Den Haag sucht ihn wegen mutmaßlicher Kriegsverbrechen, und ein Gericht in Tripolis verurteilte ihn 2015 in Abwesenheit sogar zum Tode. Für ihn kein Hindernis, er gibt sich »zuversichtlich, dass diese juristischen Probleme wegverhandelt werden können«, wenn eine Mehrheit der Libyer ihn »als ihren Anführer wollen«, sagte Saif Al-Islam der »New York Times«. Die libyschen Politiker der vergangenen zehn Jahre hätten dem Land »nichts als Elend« gebracht. Nun sei es »Zeit für eine Rückkehr zur Vergangenheit«.
Der 1972 in Tripolis geborene Saif Al-Islam hatte in Libyen die brutale Niederschlagung von Protesten gegen seinen Vater im Jahr 2011 unterstützt. Dabei soll er zur Tötung von Demonstranten aufgerufen haben. Eine Miliz schnappte ihn auf der Flucht und setzte ihn in der westlibyschen Stadt Sintan fest, wo er nach eigener Aussage mehrere Jahre verbrachte. Seine Kandidatur ist der erste öffentliche Auftritt seit Jahren. Ausgebildet an der London School of Economics, galt Saif Al-Islam Gaddafi einst als das dem Westen freundlich zugewandte Gesicht Libyens und Nachwuchshoffnung. Doch als 2011 das Volk gegen seinen Vater rebellierte, stellte Saif Al-Islam sofort die Familien-Loyalitäten über seine vielen Freundschaften im Westen und sagte Reuters TV: »Wir kämpfen hier in Libyen, wir sterben hier in Libyen.«
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