Mit neuem Anlauf in der Coronakrise gegen die Wand

Markus Drescher über Jens Spahn und dessen Impfstoff-Pläne

Folgendes Szenario: Jemand setzt seinen Wagen gegen eine Wand. Wie durch ein Wunder läuft der noch und ist zu reparieren. Da setzt dieser jemand zurück, holt Anlauf und fährt noch mal gegen die Wand. Würde niemand machen? Nun ja, man ersetze »jemand« durch Jens Spahn und »Wagen« durch Impfkampagne und man hat eine ziemlich genaue Beschreibung dessen, was der geschäftsführende Gesundheitsminister derzeit tut. Mitten im bisher schlimmsten Infektionsgeschehen seit Beginn der Pandemie hierzulande - nicht zuletzt auch verursacht durch die Tatenlosigkeit der geschäftsführenden Bundesregierung -, in einer Situation, in der unentwegt ein schnelleres Voranschreiten der Impfkampagne gefordert wird, macht ausgerechnet der Gesundheitsminister das wohl schlechtmöglichste: Er behindert das Impfen.

Das Vakzin von Biontech/Pfizer ist der Impfstoff, dem die Menschen offensichtlich am meisten vertrauen, er ist es, der derzeit fast ausschließlich nachgefragt wird. Ausgerechnet diesen Impfstoff nun zurückhalten zu wollen, weil ansonsten eingelagerte Dosen von Moderna verfallen könnten, ist in der jetzigen dramatischen Situation nicht nachvollziehbar.

Wenn Impfstoffdosen verfallen, ist das zwar unschön. Aber immerhin lassen sich die Leute mit einem anderen Präparat impfen. Wird dieser Impfstoff, mit dem sich noch zögerliche Menschen wohl am ehesten doch noch von einer Erst- und Booster-Immunisierung überzeugen lassen, der Impfkampagne entzogen, hat man am Ende: nicht nur einen Impfstoff, der verfällt, weil ihn keiner haben will, sondern zusätzlich auch noch un- oder später geimpfte Menschen, frustrierte Impfende und eine Corona-Pandemie, die sich über diese nächste Verzögerung freut. Angesichts solcher Fehlentscheidungen sollte Jens Spahn doch wieder zur Tatenlosigkeit zurückkehren.

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