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Die mit dem Kitt

Claudia Roth soll Kulturstaatsministerin werden

Nun ist es ihr endlich doch vergönnt: Die Grünen-Politikerin Claudia Roth wurde von ihrer Partei als Kulturstaatsministerin einer künftigen Ampel-Koalition nominiert. Die 1955 in Ulm Geborene begann ihre Politkarriere in den 80er Jahren als Pressesprecherin der grünen Bundestagsfraktion, in den 90er Jahren wechselte sie als Abgeordnete ins Europaparlament, und seit 1998 ist sie in wechselnden Positionen aus dem Berliner Politbetrieb nicht mehr wegzudenken. In den letzten acht Jahren war sie Bundestagsvizepräsidentin.

Aber auch für Roth gab es ein Leben vor der Parteipolitik. Immerhin hatte sie ein Studium der Theaterwissenschaft, Germanistik und Geschichte aufgenommen. Danach war sie als Dramaturgin tätig. Sie kennt also, wenn auch aus ferner Vergangenheit, die Kulturbranche. Und wenn sie, der Phrase durchaus zugetan, gegenüber dpa verlautbart: »Kultur ist der Kitt, der die Gesellschaft zusammenhält, kein Sahnehäubchen für gute Zeiten, kein Luxusgut, sondern essenziell für unser Menschsein und Grundnahrungsmittel unserer Demokratie«, dann glaubt man, dass sie es ernst meint.

Nach ihrer Zeit am Theater managte sie die Band Ton Steine Scherben. Das klingt ein bisschen nach Buchhalterin bei der Weltrevolution. Aber zu den Scherben gelangte sie auch erst 1982, als in der Band die Politik bereits der Esoterik Platz gemacht hatte. Es ist - wie häufig bei den Grünen - alles eine Frage der Außenwirkung. Das Linksalternative steht auch dem Kapitalismus gut, solange es nur Anstrich bleibt.

Welche Kulturpolitik dürfen wir künftig also erwarten? Wie die amtierende Staatsministerin Monika Grütters (CDU) wird auch Roth Vergnügen daran haben, großzügig ein paar Preisgelder auszuschütten und Förderungen zu verteilen. Aber alles nur punktuell. Ein großer Teil der Künstler und Kulturschaffenden wird weiter unter prekären Bedingungen arbeiten.

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