- Wirtschaft und Umwelt
- Tarifstreit öffentlicher Dienst
Verdi ist mit dem Ergebnis von 2,8 Prozent nicht völlig glücklich
Gewerkschaft und Bundesländer erzielen Einigung im Tarifstreit im öffentlichen Dienst
Wirklich zufrieden hört sich anders an: Es seien »echt zähe und schwierige Verhandlungen« gewesen, sagte Verdi-Chef Frank Werneke am Montagvormittag, »mit Arbeitgebern, die nichts an Zuwendung und Empathie haben spüren lassen«. Kurz zuvor hatte seine Dienstleistungsgewerkschaft eine Einigung im Tarifstreit mit den Bundesländern im öffentlichen Dienst verkündet.
Nach zahlreichen Warnstreiks unter anderem an Unikliniken, Kitas und Schulen traf sich Verdi am Wochenende mit der Tarifgemeinschaft deutscher Länder (TdL) zur dritten Verhandlungsrunde in Potsdam. Am Sonntag hatte die TdL Verdi ein Angebot vorgelegt, am Montag ging es noch mal kurz in die Verlängerung. Laut Werneke wurde nun ein »respektables« Ergebnis erzielt, das aber nicht »völlig glücklich« mache.
Die Gewerkschaft war mit der Forderung nach fünf Prozent mehr Gehalt in die Verhandlungen gegangen. Dabei sollten bei den Beschäftigten unterm Strich mindestens 150 Euro mehr Gehalt im Monat herauskommen, bei den Beschäftigten im Gesundheitswesen mindestens 300 Euro mehr und bei den Auszubildenden 150 Euro mehr.
Nun kam ein Lohnplus von 2,8 Prozent ab 1. Dezember 2022 heraus. Hinzu kommt eine steuer- und abgabenfreie Einmalzahlung von 1300 Euro. Für Auszubildende, Praktikant*innen und Studierende beträgt sie 650 Euro. Deren Gehalt steigt ab Dezember 2022 um 50 Euro beziehungsweise um 70 Euro im Gesundheitswesen. Der neue Tarifvertrag hat eine Laufzeit von 24 Monaten.
Für die Beschäftigten im Gesundheitswesen konnte Verdi die Anhebung einiger Zuschläge herausschlagen. So steigt zum Beispiel an den Unikliniken die Intensiv- und Infektionszulage von 90 auf 150 Euro, was einer Erhöhung von bis zu 67 Prozent entspricht. Laut Verdi entspricht das Verhandlungsergebnis einer durchschnittlichen monatlichen Einkommenssteigerung von 230 Euro für Intensivpflegekräfte, für Physiotherapeut*innen sind es im Schnitt rund 180 Euro und für Laborkräfte 220 Euro.
Der Abschluss gilt unter anderem für rund 1,1 Millionen Tarifbeschäftigte sowie 1,2 Millionen Beamt*innen und 880 000 Versorgungsempfänger*innen der Länder. Verdi verhandelte in einer Tarifgemeinschaft zusammen mit dem Beamtenbund dbb und für die Gewerkschaften GdP, GEW und IG BAU. Ein Erfolg für die Gewerkschaften war dabei auch die Zurückweisung der Arbeitgeberforderung nach einer Reform der tariflichen Eingruppierung. »Den Anschlag auf die Eingruppierung der Beschäftigten konnten wir abwehren«, sagte dazu Beamtenbund-Chef Ulrich Silberbach.
Zudem vereinbarte Verdi mit der TdL Gespräche zu den Arbeitsbedingungen für studentisch Beschäftigte an Hochschulen. In der TdL sind alle Bundesländer vertreten, mit Ausnahme von Hessen. Mit diesem Bundesland hat Verdi bereits einen separaten Tarifvertrag geschlossen.
Hinweis: Ursprünglich hieß es im Text: »Nun kam ein Lohnplus von 2,8 Prozent ab 1. Dezember heraus.« Da die Lohnsteigerung erst zum 1. Dezember 2022 geschieht, wurde dies nachträglich korrigiert.
In der neuen App »nd.Digital« lesen Sie alle Ausgaben des »nd« ganz bequem online und offline. Die App ist frei von Werbung und ohne Tracking. Sie ist verfügbar für iOS (zum Download im Apple-Store), Android (zum Download im Google Play Store) und als Web-Version im Browser (zur Web-Version). Weitere Hinweise und FAQs auf dasnd.de/digital.
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.
Vielen Dank!