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Peking hält an Zero Covid fest
Zwei Jahre nach Wuhan sieht sich China in seiner Strategie bestätigt
Während in den meisten europäischen Ländern aufgrund der Omikron-Variante über Lockdown und Impfpflicht debattiert wird, zeigt sich China unbeeindruckt von den jüngsten Entwicklungen. Die Volksrepublik sei eine »uneinnehmbare Festung« für das Virus, kommentierte die nationalistische Parteizeitung »Global Times«. Auch im Pekinger Außenministerium spricht man lediglich von »einigen Herausforderungen«, die die neue Virusmutation für die kommenden Olympischen Winterspiele in Peking darstellt. Und Chinas führender Virologe meint: »Chinas Strategie ist in der Lage, mit verschiedensten Virusvarianten umzugehen.«
Rund zwei Jahre nach Ausbruch der Pandemie in Wuhan fühlt sich die chinesische Regierung in ihrer epidemiologischen Strategie so deutlich bekräftigt wie lange nicht mehr. Während in den vergangenen Monaten immer mal wieder missmutige Stimmen über den radikalen Viruskampf vernehmbar waren, sind diese längst verstummt. Bis zum Ende nächsten Jahres wird China weiterhin an seiner Nulltoleranzpolitik gegenüber Covid festhalten.
Teller und Rand ist der neue ndPodcast zu internationaler Politik. Andreas Krämer und Rob Wessel servieren jeden Monat aktuelle politische Ereignisse aus der ganzen Welt und tischen dabei auf, was sich abseits der medialen Aufmerksamkeit abspielt. Links, kritisch, antikolonialistisch.
Eine Abweichung vom Kurs würde laut aktueller Studie von Mathematikern der Universität Peking horrende Folgen haben. Sollte man eine Strategie wie die USA einschlagen, müsste man mit bis zu 600 000 Infektionen pro Tag rechnen. In dem Papier heißt es, dass man effizientere Vakzine brauche, ehe man sich dem Ausland öffnen könne. Stattdessen haben die Behörden in China dank strenger Ausgangssperren, Massentests und drastischer Einreisebeschränkungen die Situation bereits seit anderthalb Jahren im Griff. Am Dienstag etwa meldeten die Behörden lediglich 21 lokale Infektionen - bei einer Bevölkerung von 1,4 Milliarden Menschen. Überhaupt sind in China weniger als 5000 Menschen an dem Virus gestorben. Auch wenn die Dunkelziffer wohl höher liegt, ist dies im internationalen Vergleich ein Spitzenwert.
Der epidemiologische Erfolg ist dennoch mit einem erheblichen Preisschild versehen. Der internationale Tourismus ist seit knapp zwei Jahren zum Stillstand gekommen, Einreisen aus dem Ausland sind nur mit mehrwöchiger Quarantäne und einem extremen bürokratischen Aufwand möglich. Die Volksrepublik China hat sich seit der Pandemie isoliert wie kaum ein zweiter Staat auf der Welt.
International gibt es erhebliche Zweifel, ob eine Null-Toleranz-Politik wirklich nachhaltig sein kann. Praktisch sämtliche Länder Asiens, die einen ähnlichen Weg wie China eingeschlagen haben, lenkten in den vergangenen Monaten in Richtung Öffnung. Auch in China stiegen die wirtschaftlichen Kosten der epidemiologischen Strategie zuletzt immer weiter: Wegen einzelner Fälle werden ganze Millionenstädte durchgetestet und Zehntausende Menschen müssen in Quarantäne. Und doch geht die Rechnung der chinesischen Regierung bislang auf. Die wirtschaftliche Erholung hat sich zwar deutlich abgekühlt, ist aber nach wie vor im internationalen Vergleich mehr als solide. Die jüngst überraschend positiven Zahlen des staatlichen Einkaufsmanagerindex deuten zudem darauf hin, dass die heimische Industrie im November wieder leicht Fahrt aufgenommen hat.
Mittelfristig ist nicht abzusehen, wie Chinas Weg zur Öffnung aussehen könnte. Zwar hat das Land über 80 Prozent seiner Bevölkerung vollständig geimpft, doch angesichts der heimischen Vakzine, die eine Wirksamkeit von unter 70 Prozent haben, dürfte selbst eine vollständige Durchimpfung nicht die gewünschte Herdenimmunität erzielen. Einen möglichen Durchbruch könnten angekündigte Covid-Medikamente darstellen, die den Schutz vor schweren Verläufen nach einer Erkrankung deutlich steigern würden. Nach Ansicht von Virologen könnte China irgendwann seine Strategie von »null Infektionen« zu »null Todesfälle« anpassen.
Während China das Virus klein hält, mauert die Regierung nach wie vor bei der Suche nach dessen Ursprung. Es dauerte über ein Jahr nach Ausbruch der Pandemie, bis das Land überhaupt eine WHO-Delegation nach Wuhan reisen ließ. Vor dessen Abreise verkündeten die chinesischen Behörden in einer hochgradig inszenierten Pressekonferenz das »Ende der Untersuchungen in China« an. Dies hat selbst beim ansonsten hochdiplomatischen und sinophilen WHO-Leiter Tedros Ghebreyesus das Fass zum Überlaufen gebracht. Doch trotz deutlicher Worte und immensen internationalen Drucks weigert sich Peking nach wie vor, der Weltgesundheitsorganisation die ursprünglichen Krankenhausakten aus Wuhan zur Einsicht zur Verfügung zu stellen. Diese könnten wichtige Hinweise liefern auf den nach wie vor unbekannten »Patient null«.
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