Experte mit Fehlerkultur

Karl Lauterbach ist die richtige Wahl als neuer Bundesgesundheitsminister

  • Martin Höfig
  • Lesedauer: 2 Min.

Über Che Guevara wurde einst gesagt, er sei kein so guter Arzt gewesen, dafür aber ein umso besserer Revolutionär. Die Geschichte ist fortgeschritten und zumindest im Moment zählt medizinische Expertise in gewisser Weise mehr. Und so ist es eine gute Nachricht, dass für die SPD bei der Ernennung des neuen Bundesgesundheitsministers an Karl Lauterbach nun doch kein Weg vorbeiführte. Der studierte Mediziner und Epidemiologe ist angesichts der überbordenden vierten Welle der Corona-Pandemie, unter der das Land gerade ins Wanken gerät, die richtige Wahl für diesen Posten. Auch wenn er sich zuweilen verzettelt oder gesundheitsfanatisch übers Ziel hinausschießt – seine wissenschaftliche Herangehensweise ist ein nicht zu unterschätzender Faktor auch in der Abwehr populistischer Corona-Verharmlosung und -Leugnerei.

Gut an Lauterbach ist auch, dass er sich selbst der Kritik stellt, wenn diese angebracht ist. Dazu gehört unter anderem, dass er sich bei der Redaktion des ARD-faktenfinders für die konstruktive Korrektur bedankte, als diese ihm ungenaue Aussagen nachwies. Eine solche Fehlerkultur ist selten geworden, bei Lauterbach begegnet sie einem nüchtern und wie selbstverständlich. Und in stets ruhiger Tonlage, eben auch ganz im Gegensatz zur hysterischen Reaktion der Marktschreier von der AfD. »Schlimmer hätte es für Deutschland nicht kommen können«, schrieb Alice Weidel zu Lauterbachs Ernennung auf Twitter.

Dabei ist es gerade seine Wissenschaftlichkeit, die nun doch noch auf ein vielleicht baldiges Ende oder zumindest In-den-Griff-bekommen der Corona-Pandemie hoffen lässt. Denn schon ein denkender Kopf wie Platon war der Meinung, dass Wissenschaftler im weiteren Sinne – bei ihm waren es die Philosophen – am besten fürs Regieren geeignet seien.

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