»Bild« macht sich mitschuldig

Robert D. Meyer über Medienverantwortung in der Pandemie

  • Robert D. Meyer
  • Lesedauer: 1 Min.

»Begutachtete Albert Einstein UFOs und Aliens?« – eine Schlagzeile, die bei Deutschlands größtem Boulevardmedium zu lesen ist. Wie viel Wissenschaftsverständnis ist von einer Redaktion zu erwarten, die der Suche nach extraterrestrischem Leben eine eigene Gaga-Rubrik widmet?

Boulevard will unterhalten. Seine Methoden: Zuspitzung und Personalisierung. Darüber lässt sich schmunzeln, solange es um ein längst verstorbenes Physik-Genie geht. Nicht zum Lachen ist es, wenn »Bild« über drei Wissenschaftler*innen titelt, diese seien »Die Lockdown-Macher«. Für diese Pranger-Story gingen 84 Beschwerden beim Presserat ein, auch sonst zurückhaltende Forschungsorganisationen nehmen ihre Kolleg*innen öffentlich in Schutz. »Bild« überschreitet wieder einmal Grenzen.

Anschläge auf Impfzentren, Rechte, die mit Fackeln vor dem Haus der sächsischen Sozialministerin aufmarschieren, Journalist*innen, die bei Corona-Protesten bedroht werden, ein Pandemieleugner, der einen Tankwart erschießt, weil der auf die Maskenpflicht hinwies – das ist alles schon kaum auszuhalten. Zunder für weitere Taten liefert, wer die komplexe Herausforderung einer Pandemie auf Einzelpersonen verkürzt und simple Lösungen suggeriert. »Bild« macht sich mitschuldig.

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