• Berlin
  • Extreme Rechte unterwandert Coronaleugner

Welle von rechts schlägt höher

Die Mobilisierungen der Impfgegner sind beunruhigend, man darf den Rechten unter ihnen nicht das Feld überlassen - ein Kommentar

  • Claudia Krieg
  • Lesedauer: 2 Min.

Von 150 auf 1250 in vier Wochen - ausnahmsweise geht es bei diesen Zahlen einmal nicht um den Anstieg der Inzidenz bei der Ansteckung der Bevölkerung mit Covid-19. Es geht um den Anstieg der Teilnehmenden an sogenannten Corona-Protesten im Berliner Umland, genauer in Bernau. Im Speckgürtel der Hauptstadt spannt sich mittlerweile ein dichtes Netz aus Gruppierungen, in denen sich rechtsoffene bis rechtsextreme Akteure wie AfD und regionale »Querdenker« versammeln, die mit Diktaturvergleichen und Verharmlosung der Corona-Pandemie Anknüpfungspunkte bieten für Leute, die verbreiten, man wolle einen Impfzwang auf sie und ihre Kinder ausüben. Diese Mischung erregt kaum Aufmerksamkeit, weil eine Mehrheit Impfungen befürwortet und sich auch nicht mit den häufig mit aggressiven Tönen vorgetragenen Forderungen und Slogans gemein machen will. Mancher mag hoffen, dass sich auch dieses Geschehen über das Jahresende beruhigt.

Aber der Zulauf zu diesen Kundgebungen zeigt, dass hier offen rechtsextreme Akteure ihre Umsturzfantasien verbreiten können, auf die sie gemäß ihrer Rhetorik eigentlich repressive Antworten durch staatliche Institutionen erwarten. Nur so kann die Opfer-Logik überzeugend weitergesponnen werden. Ist das nicht der Fall, werden so wie in Sachsen in der vergangenen Woche weitere Eskalationsstufen gezündet werden. Während man versucht, das Infektionsgeschehen der vierten Welle zu managen, rollt zeitgleich eine große Welle rechter und rechtsextremer Mobilisierung. Das ist bedrohlich für diejenigen, die sich dieser gemäß ihres antifaschistischen Verständnisses entgegenstellen oder darüber berichten. Deren Unterstützung ist deshalb unerlässlich.

In Sachsen-Anhalt hat man einen solchen Gegenprotest vor zwei Tagen polizeilich festgesetzt und eine von Rechtsextremen angeführte Demonstration mit 800 Teilnehmern unbegleitet durch die Landeshauptstadt Magdeburg laufen lassen. Sieht so der Kampf gegen Rechtsextremismus aus, den die neue Bundesregierung ausgerufen hat? Hoffentlich läuft es in der Region in den kommenden Tagen und Wochen anders.

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.
- Anzeige -

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.