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Neustart für Albas Basketballer
Alba Berlin verliert den Anschluss zum FC Bayern, auch weil sich der deutsche Meister zu sehr auf sein Glück verlässt
Auf Glück will Israel González nicht vertrauen. Der Trainer des deutschen Basketballmeisters Alba Berlin weiß besser, dass es darauf im Leistungssport nur selten ankommt. Und wenn doch, muss man sich das Glück erst erarbeit haben. Viel Zeit, sein Team dieses Wissen zu lehren, bleibt ihm zwischen dem am Sonntagabend mit 73:80 verlorenen Bundesliga-Heimspiel gegen Bayern München und dem Euroleague-Duell mit Real Madrid allerdings nicht. Wichtig wäre es dennoch, denn die Berliner laufen Gefahr, zu sehr darauf zu vertrauen, dass diese Saison irgendwie von allein schon so erfolgreich enden wird wie die zwei vorherigen.
Wer Albas Spieler nach der Niederlage gegen München nach Gründen fragte, hörte ungewöhnlich oft die Vokabeln Glück und Pech. Das eine fehlte, das andere kam dann noch dazu. Wer kennt es nicht? »Das war ein bisschen unglücklich. Wir haben unsere Würfe nicht getroffen. Und dann haben die Bayern offensiv die individuelle Klasse von Nick Weiler-Babb und Vladimir Lučić, die das Spiel dann gewinnt«, analysierte Berlins Flügelspieler Louis Olinde.
Der Umbruch war zu stark
Center-Kollege Johannes Thiemann klang recht ähnlich: »Wir haben ein bisschen Pech gehabt. Ein Abpraller fliegt genau über unseren Rebounder in die Hände seines Gegners. Wenn meine Finger ein paar Zentimeter länger wären, komme ich zum Ballgewinn. So lief das am Ende sehr unglücklich.« Und auch Aufbauspieler Jonas Mattisseck wirkte recht zuversichtlich vor dem Spiel gegen Madrid: »Natürlich ist es schwer, gegen solche starken Gegner zu spielen. Aber wir haben schon bewiesen, dass wir gegen Teams auf dem Niveau bestehen können.«
Tatsächlich hat Alba zuletzt gegen europäische Spitzenklubs aus Tel Aviv und Mailand Überraschungserfolge gefeiert, aber die Konstanz der vergangenen Jahre fehlt, vor allem auf nationaler Ebene. Die Niederlage gegen die Bayern war bereits die vierte im zehnten Bundesligaspiel der jungen Saison.
Es wird immer deutlicher, dass die Neuzugänge die Spieler, die nach der zweiten Meisterschaft in Serie den Verein verlassen haben, nicht ersetzen können. Alba versteht sich als Ausbildungsverein, setzt - im Gegensatz zu den Bayern - lieber auf die Integration junger und unerfahrener Spieler. Doch der Umbruch war zu stark, um einfach auf dem bestehenden Fundament aufzubauen. Es muss wieder an der Basis gearbeitet werden.
»Wir müssen uns verbessern, wenn wir gegen Teams wie die Bayern mithalten wollen. Vor allem in der Verteidigung ihrer Gegenstöße und dem Zug von Aufbauspielern zum Korb. Dass wir die nicht stoppen können, wird uns zu oft zum Verhängnis«, gab Trainer González den einzigen Mahner am Sonntagabend. »Natürlich ist es Teil des Spiels, dass man manchmal schlechter trifft als an anderen Tagen. Aber so einfach ist es eben auch nicht. Denn gegen die Bayern muss man schneller oder aus schlechteren Positionen abdrücken. Um unseren Angriff sorge ich mich aber nicht besonders. Wir müssen an den Grundlagen in der Defensive arbeiten.«
Viele Gelegenheiten zur Revanche
Währenddessen thronen die Bayern, die wie Alba verletzungsbedingt einen schwierigen Saisonstart hatten, nun an der Tabellenspitze, weit vor den Berliner auf Rang fünf. »Das war ein wichtiger Auswärtssieg im zweiten Teil unserer Saga gegen Alba diese Saison«, freute sich Münchens Trainer Andrea Trinchieri über zwei Erfolge gegen Alba in diesem Herbst. Der einzige Trost für Berlin: Es folgen noch mindestens zwei weitere Duelle, vielleicht sogar sieben - je nach Verlauf der Playoffs. Bis zum nächsten Wiedersehen Ende Januar bleibt aber erst einmal genug Zeit, um sich etwas Glück zu erarbeiten.
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