Claudette Colvin: Beharrliche Bürgerrechtlerin

Claudette Colvin hat erreicht, dass ihr Strafeintrag für Protest gegen rassistische Diskriminierung gelöscht wurde

  • Ulrike Wagener
  • Lesedauer: 2 Min.
Claudette Colvin
Claudette Colvin

Fast ihr ganzes Leben lang hatte Claudette Colvin einen Eintrag im Strafregister: Als 15-jährige Schülerin weigerte sie sich im März 1955, entgegen der Anweisung des Busfahrers, ihren Sitzplatz im Bus an eine weiße Mitfahrerin abzugeben. Erst 66 Jahre später wurde dieser Eintrag nun von der Justiz gelöscht – auf Colvins Antrag hin. Damals verstieß die heute 82-jährige Pionierin der US-amerikanischen Bürgerrechtsbewegung mit ihrer Aktion des zivilen Ungehorsams gegen die geltenden rassistischen Regeln.

Teller und Rand - der Podcast zu internationaler Politik

Teller und Rand ist der neue ndPodcast zu internationaler Politik. Andreas Krämer und Rob Wessel servieren jeden Monat aktuelle politische Ereignisse aus der ganzen Welt und tischen dabei auf, was sich abseits der medialen Aufmerksamkeit abspielt. Links, kritisch, antikolonialistisch.

»Ich sagte: ›Ich habe mein Fahrgeld bezahlt, das ist mein verfassungsmäßiges Recht‹«, erzählt Colvin heute. Sie wurde damals festgenommen und verurteilt, kam nur auf Bewährung frei. Ein Jahr später sagte Colvin in dem entscheidenden Prozess aus, der diese diskriminierende Regel für verfassungswidrig erklärte – und ihr damit indirekt Recht gab. Doch ihr Strafeintrag blieb.

Aufgewachsen ist Colvin in einem armen Schwarzen Stadtteil von Montgomery in Alabama. Sie engagierte sich in der Jugendorganisation der Bürgerrechtsbewegung und lernte dort Rosa Parks kennen, die neun Monate später wegen des gleichen »Vergehens« zu einer Protagonistin der Bürgerrechtsbewegung wurde. Warum ihr Fall nicht in gleicher Weise von der Bürgerrechtsbewegung aufgegriffen wurde, erklärt sich Colvin damit, dass sie schwanger gewesen sei. Eine unverheiratete jugendliche Mutter wäre ein gefundenes Fressen für die weiße Presse gewesen.

Als Unruhestifterin in ihrem Umfeld bekannt geworden, zog sie wenig später nach New York. Dort arbeitete sie als Krankenschwesternhelferin und zog zwei Söhne auf, von denen einer bereits verstorben ist. Heute ist sie im Ruhestand. Colvin und ihre Familie setzen sich dafür ein, dass ihr Beitrag zur Bürgerrechtsbewegung mehr Anerkennung findet. Damit war sie nun erfolgreich: »In meinem Namen und in dem aller Richter in Montgomery entschuldige ich mich für die Ungerechtigkeit, die Ihnen widerfahren ist«, sagte der Schwarze Richter Calvin Williams am Donnerstag in einem Interview mit Colvin. »Sie hat sich für das Recht eingesetzt. Und jetzt bin ich Nutznießer und korrigiere das Unrecht, das ihr angetan wurde«, so der Richter. In ihrer Heimatstadt Montgomery ist inzwischen eine Straße nach ihr benannt.

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken von Socken mit Haltung und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -