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  • Eintracht Frankfurt in der Fußball-Bundesliga

Stolz in die Sonne

Frankfurter Siegesserie hält auch beim 1:0 gegen Mainz

  • Frank Hellmann, Frankfurt am Main
  • Lesedauer: 4 Min.

Am Ende trug Oliver Glasner obenherum noch nur einen Pullover. Seiner Thermojacke hatte sich der Trainer von Eintracht Frankfurt längst entledigt, als er sich nach dem mit 1:0 gewonnenen Rhein-Main-Duell gegen den FSV Mainz 05 erst beim Schiedsrichtergespann und anschließend bei seinen Spielern bedankte. Die Wärme sei von »außen und innen« gekommen, erklärte Glasner bereits nach dem Auswärtssieg in Mönchengladbach (3:2), als der Österreicher ebenfalls am Ende seine Winterbekleidung beiseite gelegt hatte. Vielleicht sind die Hitzewallungen in der Vorweihnachtszeit gar nicht zu vermeiden, denn nicht nur dem Fußballlehrer wurde bei einem »fantastischen Abschluss« seiner Mannschaft ganz warm ums Herz. Manager Markus Krösche sprach von einer »außergewöhnlichen Ausbeute« auf der Zielgeraden der Hinrunde, die Fans blickten vor dem vierten Advent versonnen auf die vom Videowürfel leuchtende Tabelle. Die Adlerträger überwintern auf den Europapokalplätzen.

Weil die nimmermüden Hessen sechs der letzten sieben Bundesligaspiele gewonnen, sich drei Dreier binnen sieben Tage unter den Weihnachtsbaum gepackt und zuvor noch den direkten Einzug ins Europa-League-Achtelfinale eingetütet haben, ist aus einem Abstiegskandidaten plötzlich ein Spitzenteam geworden. Krösches Erklärung für diese Metamorphose: »Mentalität und Leidenschaft sind der Grund, dass wir 27 Punkte haben.« Danach sah es vor einigen Wochen nicht ansatzweise aus. Doch so wie der Pragmatiker Glasner in Wolfsburg ungeachtet seines Nicht-Verhältnisses zum Geschäftsführer Jörg Schmadtke in die Champions League einzog, trotzte der 47-Jährige auch in Frankfurt allen anfänglichen Schwierigkeiten. »Die gesamte sportliche Führung inklusive Führungsspieler weg, das Theater in der Vorbereitung: Es war viel, viel Unruhe«, sagt er rückblickend, doch dann hätten die Spieler irgendwann gemerkt, dass das Trainerteam »doch nicht so viel Blödsinn« erzählt.

Als sich erste Fortschritte in der Europa League einstellten, der erste Bundesligasieg Anfang Oktober kurioserweise beim FC Bayern weitere Blockaden löste, hätten alle allmählich zusammengefunden: Spieler, Trainer und Vereinsführung, wobei Glasner seitdem seine Startelf nur noch aus einem festen Stamm von 13, 14 Akteuren beruft. Den einen Schlüsselmoment einer ersten Halbserie voller Kontraste will der gebürtige Salzburger gar nicht benennen, »das Wichtigste war, sich nicht auseinanderdividieren zu lassen.«

Er hat Stilelemente wie die Körperlichkeit und Robustheit seines Vorgängers Adi Hütter beibehalten, und doch ist sein Ensemble taktisch längst nicht mehr so leicht ausrechenbar. Die Abhängigkeit von Dauerflankengeber Filip Kostic ist aufgebrochen. Stattdessen kommen Treffer auch mal nach Umschaltaktionen durchs Zentrum zustande. Beim einzigen Tor im Nachbarschaftsduell stoppte Abwehrorganisator Makoto Hasebe einen Mainzer Angriff, Sebastian Rode passte in die Schnittstelle und der allein aufs Tor zustrebende Rafael Borré legte für Jesper Lindström vor, der bereits seine sechste Torbeteiligung im sechsten Spiel verbuchte (35.).

»Perfekt gespielt«, schwärmte Glasner. Nach dem Sieg gegen den FSV Mainz könne er jetzt »voller Stolz« ein paar Tage in die Sonne fliegen und mit der Familie Weihnachten feiern, »weil wir unsere Leistung auf einem anschaulichen Niveau stabilisiert haben.« Er selbst ist dabei, das Vorurteil vom drögen Facharbeiter zu entkräften, der spaßbefreit seinen Job erledigt. Nun erzählte er lachend von der »Gewichtsvorgabe«, mit der er seine Kicker in die kurzen Ferien geschickt habe. Nach dem Trainingsstart einen Tag vor Silvester wartet ein »dichtes Programm« (Glasner), wobei der Rückrundenauftakt gegen Borussia Dortmund am 8. Januar gleich mal die Richtung vorgibt.

Überträgt die Eintracht das Formhoch ins neue Jahr, ist es kein Tabu, erstmals in der Vereinsgeschichte die Champions-League-Qualifikation ins Visier zu nehmen, die in der Vorsaison durch die Unruhe um die Abgänge von Macher Fredi Bobic und Hütter verspielt wurde. Glasner aber wollte sich an tabellarischen Träumereien nicht beteiligen. »Ich bin ein gebranntes Kind. Ich war in meiner aktiven Karriere in Österreich mal zur Winterpause mit 30 Punkten auf Rang vier, wir haben von Europa geträumt - und sind dann abgestiegen. Deswegen habe ich aufgehört, zu weit nach vorne zu denken. So werden wir das bis zum letzten Spieltag durchziehen.« Da sprach dann doch der unterkühlte Übungsleiter, der zur Rückrunde wohl erstmal wieder mit Jacke kommt.

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