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Dem Wetter ausgeliefert
Trockenheit, Stürme, extreme Hitze und Kälte - der Klimawandel beeinträchtigt die globale Wirtschaft
Nicht alle Weihnachtsgeschenke werden in diesem Jahr rechtzeitig unter dem Weihnachtsbaum liegen. Massive Lieferprobleme betreffen viele Produkte wie Laptops, Spielkonsolen, Elektrogeräte, Möbel oder Spielzeug. Die Corona-Pandemie und regionale Lockdowns haben Fabriken, Häfen oder Flugzeuge stillgelegt, Grenzen blockiert und die Lieferketten unterbrochen. Jedoch wird selten thematisiert, dass auch der Klimawandel einen erheblichen Anteil an den Lieferengpässen hat, die wir alle gerade spüren.
Ein Beispiel sind die Elektronikchips, die in Autos oder Elektronikgeräten fehlen. Im Februar 2021 gab es in Texas heftige Schneestürme und die Temperaturen sanken auf niedrigere Werte als in den 40 Jahren davor. Grund ist der Jetstream, der zunehmend instabile Muster bildet, weil der Polarwirbel durch den Klimawandel häufiger schwächer wird. Große Kaltlufteinbrüche können dann tiefer in den Süden der USA vordringen. Die Stromversorgung in Texas fiel über Wochen aus, und Chiphersteller wie Samsung und Infineon mussten die Produktion unterbrechen. Die Halbleiter-Fabriken konnten nicht mehr kontrolliert heruntergefahren werden. Dadurch wurden nicht nur die Produktionsanlagen beschädigt, sondern auch Komponenten der Infrastruktur der Werke. Auch in Taiwan fiel die Chipproduktion in diesem Jahr aufgrund von Folgen des Klimawandels aus: Hier war es jedoch eine Dürre, die dazu führte, dass den Halbleiterproduzenten TSMC und UMC das Frischwasser für die Produktion fehlte.
Szenarien der Wirtschaftsberatung McKinsey gehen davon aus, dass Wirbelstürme im Jahr 2040 zwei- bis viermal häufiger als heute die Halbleiterproduktion in Asien monatelang verhindern. Die Wahrscheinlichkeit, dass extreme Regenfälle und Erdrutsche die Produktion von seltenen Erden unterbrechen werden, soll schon bis 2030 um das Zwei- bis Dreifache steigen. Die Produktion seltener Erden ist im Südosten Chinas konzentriert, wo es immer häufiger zu Extremniederschlägen kommt. Dann könnten weitere Komponenten der Elektronikprodukte - etwa für Handys, Computer und Batterien - von Lieferengpässen betroffen sein.
Auch der Holzmangel und die drastisch steigenden Holzpreise hängen nicht nur, aber auch mit der Klimakrise zusammen. In den Wäldern Kanadas und Nordamerikas hat der Bergkiefernkäfer eine Fläche von mehr als 180 000 Quadratkilometern zerstört. Die steigenden Temperaturen und vor allem milde Winter bieten dem Käfer exzellente Vermehrungsbedingungen. Wegen der Käferplage ging die Holzernte in Kanada drastisch zurück; Kanada deckt normalerweise ein Viertel der Holznachfrage der USA ab. Auch wurde in den USA durch den starken Winter weniger Holz eingeschlagen als sonst üblich. Gleichzeitig haben die Feuer in den vergangenen Jahren in den USA und Kanada große Waldflächen vernichtet. Daher wird zunehmend Holz aus Deutschland in die USA geliefert, die Preise steigen und plötzlich wird Bauholz, Möbelholz und sogar Papier in Deutschland knapp und teuer. Und Handwerksbetriebe wie Zimmerer und Dachdecker müssen ihre Mitarbeiter trotz prall gefüllter Auftragsbücher wegen Materialmangel in Kurzarbeit schicken.
Die Beispiele Chipproduktion oder Holz aus diesem Jahr zeigen, wie die Klimakrise zu einer globalen Produktionskrise werden kann. Die größere Häufigkeit und zunehmende Stärke von Wetterextremen wie Stürme, Dürren, Hitze, Überschwemmungen und Starkregen führen zu Produktionsausfällen, zu häufigeren Unterbrechungen in den globalen Lieferketten und damit zu steigenden Preisen. Das wird einerseits Nahrungsmittel und natürliche Rohstoffe verstärkt betreffen, da deren Produktion direkt durch Wetterextreme beeinflusst wird. Andererseits aber auch Lieferketten von Produkten, die hauptsächlich in einer bestimmten Region oder an wenigen Orten hergestellt werden und lange Lieferwege haben. Anpassung an den Klimawandel wird damit eine zentrale Aufgabe für die Unternehmen, sei es in Form von katastrophensicheren Produktionsanlagen, Versicherungen oder größeren Lagerbeständen. Langfristige Vorsorge wird künftig stärker über die Entwicklung von Unternehmen entscheiden als veraltete Konzepte wie die Just-in-time-Produktion.
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