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Weihnachten rund um den Globus
Wie wird am anderen Ende der Welt gefeiert?
Welche Rolle spielen Radieschen beim mexikanischen Weihnachtsfest? Und weshalb hat der brasilianische Baum eine Lichtspirale? Wie auf anderen Kontinenten gefeiert wird.
Australien: Santa kommt über den Strand
Olga Hohmann versteht nicht, was Arbeit ist und versucht, es täglich herauszufinden. In ihrem ortlosen Office sitzend, erkundet sie ihre Biografie und amüsiert sich über die eigenen Neurosen. dasnd.de/hohmann
Heiße statt weiße Weihnachten: Von Schnee können die Menschen in Australien nur träumen. Dort fällt Weihnachten schließlich in den Hochsommer. So feiert man in Down Under am liebsten Strandpartys, bei denen traditionell gegrillt wird. Und zur Bescherung wundert sich niemand, wenn bei Temperaturen bis zu 40 Grad der Weihnachtsmann schon mal auf Wasserskiern zur Bescherung kommt und eine rote Badehose statt eines dicken Mantels trägt.
Mexiko: Weihnachten mit Radieschen
Mit der Nacht der Rettiche startet am 23. Dezember in Juárez in Mexiko das Weihnachtsfest. Die Händler präsentieren auf dem originellen Volksfest weihnachtlich inspirierte und kunstvolle Darstellungen aus Blumen, Obst und Gemüse. So werden beispielsweise aus Radieschen Figuren geschnitzt, die mit Kohl- und Salatblättern und Zwiebeln verziert werden. Diese fröhliche vorweihnachtliche Nacht hat ihre Ursprünge im Jahr 1897. Inzwischen ist daraus ein jährlicher Wettbewerb entstanden, der von Musik und Tanz begleitet wird.
USA: Durch den Schornstein
Ganz Amerika verwandelt sich im Dezember in ein Glitzermeer: Noch viel mehr Häuser als bei uns sind mit Lichterketten verziert, überall steht, winkt, singt oder klettert ein rot gekleideter Santa Claus. Der große Moment des US-Weihnachtsmanns ist die Nacht zum 25. Dezember: Dann kommt Santa mit seinem Rentierschlitten durch den Schornstein gesaust und bringt die Geschenke in die Wohnung. Das kann er problemlos auch im warmen Florida tun - schließlich braucht der Schlitten keinen Schnee, sondern gleitet elegant durch die Lüfte.
Brasilien: Lichtspirale statt Tannenbaum
Deutsche Einwanderer brachten das Weihnachtsfest an die Copacabana. Vor Ort ging die feierlich getragene Atmosphäre allerdings schnell in Feierstimmung über. In Rio de Janeiro funkeln unzählige Lichter, Papa Noel, der Weihnachtsmann, landet mit einem Hubschrauber im Fußballstadion. Weihnachten heißt auf Portugiesisch Natal, genauso wie die Stadt Natal im Nordosten Brasiliens, sie wurde an einem 25. Dezember gegründet. Natals Wahrzeichen ist ein künstlicher Christbaum, der 112 Meter in den Himmel ragt - der berühmte Mirassol. Seine Lichtspiralen bis hoch in die Baumspitze schaffen einen Stroboskopeffekt, bei dem sich das Licht von unten nach oben zu bewegen scheint.
Japan: Liebesgrüße und Erdbeerkuchen
Im Land der aufgehenden Sonne ist Weihnachten kein offizieller Feiertag - und das ist kein Wunder, schließlich sind gerade mal ein Prozent der Bevölkerung Christen. Dank Amazon und Hollywood geht Heiligabend aber auch nicht spurlos an Japan vorbei. Ohne religiösen Bezug ist das Fest im Fernen Osten eine Art rosafarbener Valentinstag geworden. Romantische Verabredungen gehören zum guten Ton, zu essen gibt es eine kalorienstrotzende Erdbeer-Sahnetorte, Relikt aus einem Hollywoodfilm der 50er Jahre. Viele Japaner gehen auch auf ein frittiertes Hühnchen in die Fast-Food-Kette Kentucky Fried Chicken, Ergebnis einer erfolgreichen Werbekampagne des US-Hühnerbraters vor fast 50 Jahren.
Neuseeland: Christbaum mit Pinselblüten
In den angelsächsischen Ländern werden die Geschenke traditionell am Morgen des 25. Dezember ausgepackt. So auch in Neuseeland. Klassischerweise trifft man sich abends im Park zu »Carols by Candlelight« - gemeinsam gesungenen Weihnachtsliedern im Kerzenschein. Am Weihnachtsfeiertag kommen ein feingefüllter dampfender Truthahn und Plumpudding als Dessert auf den Tisch, wenn man sich nicht zum Barbecue am Strand trifft. Als Weihnachtsbaum dient traditionell ein Pōhutukawa - so heißt der neuseeländische Eisenholzbaum mit roten puscheligen Pinselblüten auf Maōri.
Bahamas: Karneval am Weihnachtstag
Auf den Bahamas hatten die Sklaven ein spezielles Interesse an der Weihnacht der Kolonialherren: Sie bescherte ihnen den einzigen freien Tag im Jahr. Den nutzten die afrikanischstämmigen Menschen mit Gesängen und Tänzen ihrer Heimat zu fröhlichen Feiern. Daraus entstand Junkanoo, der Bahamas-Karneval. Rumba-Rasseln, Trillerpfeifen, Trommeln und Kuhglocken bestimmen den Takt für das »Rushing«, das rhythmische Fortbewegen der farbenprächtigen Gruppen. Die Mischung aus weihnachtlicher Besinnung und Faschingsfrohsinn beginnt am 26. Dezember eine Sekunde nach Mitternacht. Die riesigen Kostüme sind oft zentnerschwer und müssen von mehreren Männern abwechselnd getragen werden. Höhepunkt ist die Parade am 1. Januar.
Russland: Telefon-Dating mal anders
Wie in allen orthodoxen Ländern wird Weihnachten in Russland am 6. und 7. Januar gefeiert. Der Dreikönigstag ist zudem mit einer ganz besonderen Tradition verbunden. Frauen auf Partnersuche tippen an diesem Tag mehrmals oder manchmal auf weniger wahllos ausgewählte Telefonnummern in ihrem Handy. Und wer abnimmt, der gilt als Kandidat für ein gemeinsames Eheleben.
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