- Kommentare
- Flucht und Asyl
Seehofer überwinden
Daniel Lücking über den weiterhin kaum möglichen Familiennachzug
Es klingt nach einer Erleichterung, dass die Ampel-Koalition beim Thema Familiennachzug neue Wege gehen will. In der letzten Amtszeit war zwischen SPD und CDU/CSU eine Obergrenze für die Aufnahme von 1 000 Menschen monatlich ausgehandelt worden, denen Schutz im Rahmen der Genfer Flüchtlingskonventionen zuzugestehen war. Diese Obergrenze soll nun fallen.
Dringender als Jubelschreie ob der vermeintlichen Verbesserung bedarf es aber der Mahnung. Zwischen August 2018 und Dezember 2020 wurden unter Unionsägide lediglich 9 944 statt der nach den Obergrenzen möglichen 29 000 Menschen aufgenommen. Auf »nd«-Nachfrage teilt das nun SPD-geführte Bundesinnenministerium mit, es bei dieser Zahl belassen zu wollen. Eine Übertragung der Familiennachzugskontingente sei nicht vorgesehen.
Währenddessen zeigen die betroffenen Ministerien auch unter neuer Führung einen restriktiven Umgang bei der Aufnahme afghanischer Ortskräfte. Sie zerreißen Familien, versagen Aufnahmen und halten an Fristsetzungen bei den ehemaligen Arbeitsverträgen fest, was die Zahl der Einreiseberechtigten niedrig hält. Wer mit diesen Taktiken ausdauernd genug agiert, braucht selbstverständlich keine Obergrenze mehr.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.