Werbung

Armutszeugnis für die Ampel

Warum das Zögern der Bundesregierung bei der Cannabis-Legalisierung ein schlechtes Zeichen ist

  • Sebastian Bähr
  • Lesedauer: 2 Min.

Eine verbreitete Position unter Linken lautet etwa: Die Ampel-Koalition pfeift auf die soziale Frage und wird den Anforderungen der Klimakrise nicht ausreichend gerecht – aber wenigstens gibt es ein paar kleine gesellschaftspolitische Fortschritte. Dazu zählt etwa die geplante Legalisierung von Cannabis, die sich im Koalitionsvertrag findet. Die Vorfreude zahlreicher Kiffer und Bürgerrechtler hat nun jedoch einen Dämpfer bekommen: Laut Medienberichten hat die Ampel-Regierung die Legalisierung vorerst auf Eis gelegt. Andere Probleme wie die Bekämpfung der Corona-Pandemie seien dringender, heißt es. Ein Zeitplan liege noch nicht vor.

Der wahre Grund für das Zögern dürfte vor allem im Widerstand der Union und der Polizeigewerkschaften liegen. Die Bundesregierung gehe »den falschen Weg«, kritisierte jüngst Baden-Württembergs CDU-Innenminister Thomas Strobl. Erzkonservative Politiker und verbohrte Polizeivertreter scheinen die letzten verbliebenen ideologischen Gegner einer Legalisierung zu sein, der Rest der Gesellschaft ist da schon längst weiter. Leider sind sie noch einflussreich.

Spaß und Verantwortung

Olga Hohmann versteht nicht, was Arbeit ist und versucht, es täglich herauszufinden. In ihrem ortlosen Office sitzend, erkundet sie ihre Biografie und amüsiert sich über die eigenen Neurosen. dasnd.de/hohmann

Dass die Ampel-Koalition nun jedoch schon präventiv einknickt und ein eigenes Projekt praktisch als unwichtig deklariert, ist ein Armutszeugnis. Millionen Menschen wurden in Deutschland durch die realitätsfremde Drogenpolitik kriminalisiert. Mit jedem neuen Jahr ohne ein Legalisierungsgesetz werden es weitere sein. Um die Konservativen nicht zu verärgern, nimmt man so die fortlaufende Zerstörung zahlreicher Existenzen in Kauf. Für die ohnehin kaum ambitionierten Pläne der Ampel ist das kein gutes Zeichen. Die Linkspartei verweist zudem darauf, dass ein mehr oder weniger anständiges Legalisierungsgesetz der Grünen bereits vorliegt. Wenn dieses eingebracht werden würde, könnte es schnell gehen. Die Ampel muss aber bereit sein, die Konflikte auszufechten. Druck der Zivilgesellschaft kann dabei nicht schaden.

Abonniere das »nd«
Linkssein ist kompliziert.
Wir behalten den Überblick!

Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen.
Jetzt abonnieren!

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

Vielen Dank!