Bischof verteidigt Blackfacing

Absurde Debatten lenken von Problemen der katholischen Kirche ab

»Hunde und Katzen nehmen den Platz der Kinder ein. Ja, ich verstehe, das bringt einen zum Lachen, aber das ist die Realität.« Mit diesen Worten kritisiert Papst Franziskus Paare ohne Kinder. Dafür erntet das Oberhaupt der katholischen Kirche im Netz allerhand Spott. Ein 85-jähriger Mann, der zölibatär lebt und seine Untergebenen dafür kritisiert, dass sie nicht genug Kinder bekommen. Das wirkt doch ein bisschen seltsam. Zudem hatte der Papst über einen »demografischen Winter« gesprochen. »Wer in der Welt lebt und heiratet, muss daran denken, Kinder zu haben«, meinte er. Kinder auf natürlichem Wege oder durch Adoption zu bekommen, sei zwar ein Risiko, aber keine zu haben, sei noch riskanter.

Das wirft natürlich Fragen auf. Der Papst, mit bürgerlichem Namen Jorge Mario Bergoglio, argumentiert aus Sicht der industrialisierten Nationen. Hier geht die Geburtenrate zurück und viele Paare bleiben kinderlos. Warum das wirklich ein Problem sein soll, verrät Franziskus den Gläubigen aber nicht. Elternschaft bedeute Reichtum, Länder ohne Kinder litten, hieß es vom Oberhaupt der katholischen Kirche.

Der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick leistete ebenfalls einen Beitrag, der die Kirche bei vielen Menschen nicht gerade beliebter gemacht hat. Auf Facebook veröffentlichte er am Mittwoch ein Statement zu den Sternsingern, die zurzeit durchs Land ziehen. Kritik daran, dass sich einer der Sternsinger schwarz schminkt, sei für ihn »zumindest ideologisch«. Der »Mohr« dürfe nicht mehr dabei sein, weil das »angeblich rassistisch« sei. Für Schick sind die Sternsinger – »einer gelb angemalt und asiatisch gekleidete, einer weiß und europäisch, einer schwarz und afrikanisch« – ein Zeichen dafür, dass »Gott sie alle gleich erachtet unabhängig von ihrer Hautfarbe«. Das sei kein Rassismus, sondern eine »Lehrstunde für Gleichheit und Einheit aller Menschen«. Er bedauere, dass es diese Lehrstunde nicht mehr geben solle. Das Kindermissionswerk der katholischen Kirche, das für die Sternsinger verantwortlich ist, hatte sich gegen das Blackfacing ausgesprochen.

Die Sternsinger sollten so vielfältig kommen, wie sie sind, heißt es in einer Erklärung. Die schwarz geschminkten Könige hätten zwar nichts mit der Tradition des Blackfacing zu tun, könnten allerdings als störend oder verletzend empfunden werden. Auch der Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) hatte das Blackfacing in der Vergangenheit kritisiert. Es könne als »rassistisch empfunden werden«, so die BDKJ-Diözesanvorsitzende Eva Russwurm.

In Deutschland gibt es für die katholische Kirche derzeit auch drängendere Diskussionen als die über die Hautfarbe von Sternsingern. Zwischen dem 17. und 21. Januar soll das Gutachten der Münchner Kanzlei Westpfahl-Spilker-Wastl zur sexualisierten Gewalt im Erzbistum München und Freising veröffentlicht werden. Laut einem Bericht der »Zeit« soll der ehemalige Papst Joseph Ratzinger seine Pflichten verletzt haben. Er habe auf die Sanktionierung eines auffälligen Pfarrers verzichtet und keine kirchenrechtliche Untersuchung eingeleitet. Auch der heutige Erzbischof Reinhard Marx habe Vorgänge kirchenrechtlich nicht untersuchen lassen.

Während der emeritierte Papst die Vorwürfe durch einen Sprecher zurückweisen lässt, äußert sich das Erzbistum München-Freising inhaltlich nicht dazu. Man wolle dem Ergebnis der Untersuchung der Kanzlei nicht vorgreifen, heißt es. Ein zurückgehaltenes Gutachten war in Köln vor einem Jahr ein Auslöser für die dortige Kirchenkrise.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
- Anzeige -

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.