Harter Wahlkämpfer

Premier Scott Morrison nutz den Streit mit Tennisspieler Novak Djokovic für seinen Wahlkampf

  • Barbara Barkhausen, Sydney
  • Lesedauer: 2 Min.

In wenigen Monaten gehen die Australier an die Wahlurnen, und die letzten Umfragen sahen düster aus für Australiens Regierungschef Scott Morrison. Zu viele Wähler scheinen mit seiner Performance während der Coronakrise unzufrieden zu sein. Die Saga um den serbischen Tennisspieler Novak Djokovic kommt für Morrison deswegen zur richtigen Zeit. Denn sie erlaubt ihm, auf eine Strategie zurückzugreifen, die seinem Vorgänger John Howard 2001 bereits den Wahlsieg einbrachte.

Nachdem eine Gruppe von Flüchtenden von einem Containerschiff im Indischen Ozean gerettet wurde, inszenierte Howard inmitten der Angst nach dem 11. September den Vorfall als Frage der nationalen Sicherheit. Seine Worte »wir entscheiden, wer in dieses Land kommt und die Umstände, unter denen sie kommen« resonierte bei den Wählern.

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Morrisons derzeitige Position erinnert an diesen Vorfall. So schrieb der Premier, als er am Donnerstag über Twitter bekannt gab, dass das Visum des Tennisstars annulliert worden sei: »Regeln sind Regeln, besonders wenn es um unsere Grenzen geht.« Niemand würde über diesen Regeln stehen. Die Ausnahmegenehmigung zur Einreise zu den Australien Open für den vermutlich ungeimpften Djokovic hatte tags zuvor für Verärgerung gesorgt, nachdem die Australier in den vergangenen Jahren geschlossene Grenzen und monatelange Lockdowns erdulden mussten.

In der Vergangenheit hatte Morrison immer dann die Bevölkerung hinter sich, wenn er eine harte Position einnahm. Seine Zustimmungswerte stiegen, nachdem er als Einwanderungsminister mit harten Maßnahmen Schmuggler stoppte, die Flüchtende per Boot nach Australien brachten. Als Premier stiegen seine Umfragewerte, nachdem er auf Konfrontationskurs mit amerikanischen Techfirmen ging oder von China eine unabhängige Untersuchung des Pandemieursprungs forderte. Nun könnte ihm Fall Djokovic helfen.

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