Teilzeit-Populist

Demokrat Jon Ossoff will Aktienhandel im US-Kongress verbieten

  • Moritz Wichmann
  • Lesedauer: 2 Min.
Im Stil oft zentristisch, in der Politik teilweise progressiv: Demokraten-Senator Jon Ossoff
Im Stil oft zentristisch, in der Politik teilweise progressiv: Demokraten-Senator Jon Ossoff

Der erst 34-jährige neue US-Senator Jon Ossoff ist seit einem Jahr im Amt. Er hat mit eher zentristischen Tönen Wahlkampf gemacht und etwa gefordert, »unnötige Ausgaben« zu kürzen. Aber er steht auch für progressive Anliegen. Dazu zählt der Verzicht auf Industriespenden. Nun will er ein Gesetz einbringen, das es Mitgliedern des US-Kongresses verbietet, Aktien zu handeln. Nötig wäre es.

Mitte März 2020 nutzten Republikaner-Senatoren die Informationen aus einem geheimen Senatsbriefing über die Gefährlichkeit des Coronavirus zur Umstrukturierung ihres Aktienportfolios, bevor die Informationen an die Öffentlichkeit gelangten. Doch auch unter den Demokraten-Parlamentariern gibt es viele Aktienbesitzer und einige Pandemieprofiteure: Parteiführerin, Multimillionärin und Repräsentantenhaus-Sprecherin Nancy Pelosi etwa. Sie hatte die Praxis vor kurzem noch verteidigt.

Eine große Mehrheit von 76 Prozent sieht das laut einer Umfrage nicht so und ist in der Frage auf der Seite von Ossoff. Vielleicht ist der Gesetzesentwurf nur eine PR-Maßnahme, doch der Demokrat verbessert sein Image in diesem Fall mit einem populären linkspopulistischen Vorschlag.

Es wäre nicht das erste Mal. 2020 hatte er bei den Senatsnachwahlen in Georgia sein Mandat auch deswegen gewonnen, weil er 2000-Dollar-Geldzahlungen direkt an alle Bürger als Hilfe in der Coronakrise vorschlug. Der ehemalige Filmemacher, der für Al Jazeera und in Afrika, sowie als Mitarbeiter eines Kongressabgeordneten gearbeitet hatte, ist eine neue Art von Demokrat. Er tritt zentristisch auf, vertritt aber teilweise progressive Politik.

Ossoff ist der jüngste Senator und der erste jüdische aus Georgia. Gesellschaftspolitisch unterstützt er die LGBTQI-Community, das Recht auf Abtreibung, Marihuana-Legalisierung und Polizeireformen – aktuell angesagte typische Demokraten-Positionen. Doch er tritt auch für einen 15-Dollar-Mindestlohn ein.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.