Gegen die Scheinheiligkeit

Das Coming-out von Beschäftigten der katholischen Kirche ist eine politisches Statement

Eigentlich wäre eine angemessene Reaktion auf ein Coming-out ein wohlwollendes Schulterzucken. Die sexuelle Orientierung eines Menschen ist Privatsache und hat den Arbeitgeber nicht zu interessieren. Bei der katholischen Kirche ist das aber nicht so. Die mehr als hundert Beschäftigten, die sich öffentlich als queer bekannt haben, sind mutig, denn sie riskieren damit berufliche Konsequenzen.

Nach dem jüngsten Gutachten zu Sexualstraftaten im Erzbistum München und Freising und einem aus dem Ruder gelaufenen Krisenmanagement des emeritierten Papstes Benedikt ist das Verhalten derer, die ihre unerwünschte sexuelle Orientierung nicht mehr verstecken, ein Politikum. Sollten Einrichtungen nun gegen sie vorgehen, wäre prompt der nächste Skandal da. Die Front zwischen denen, die Reformen einfordern, und jenen, die sie kategorisch verweigern, wäre noch mehr verhärtet.

Aber ohnehin geraten die Konservativen mit jedem neuen Gutachten mehr unter Druck, eine Kirche zuzulassen, die progressiv mit der Sexualität umgeht. Der Zölibat hat viel Leid geschaffen. Menschen sollten mit ihrer Sexualität akzeptiert werden, sollten sich dieser nicht enthalten oder sie verbergen müssen – das gilt für Priester ebenso wie für queere Angestellte.

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