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Kanzlerkandidat Merz
Robert D. Meyer über den künftigen Unions-Fraktionschef
Friedrich Merz haftet der Ruf an, Einzelkämpfer zu sein. Macht in den eigenen Händen zu konzentrieren, anstatt sie auf möglichst viele Köpfe zu verteilen. Der neue CDU-Bundesvorsitzende hätte diese Wahrnehmung leicht brechen können, indem er Ralph Brinkhaus den Posten als Unions-Fraktionschef im Bundestag überlässt. Beides sind zentrale Aufgaben und in ihrem Umfang belastend genug, um diese auf zwei Personen aufzuteilen.
Allein schon sein Ego dürfte es Merz aber unmöglich gemacht haben, mit dieser leider in der Politik verbreiteten Gier nach maximalem Einfluss zu brechen. Bei seinem Griff nach dem Fraktionsvorsitz ging es auch um die Genugtuung, eine 20 Jahre alte Niederlage wettzumachen, als Merz ebendiesen Posten an Angela Merkel abtreten musste. Das Verhältnis der beiden gilt als zerrüttet. Wie sehr, zeigte sich, als die Altkanzlerin jüngst nicht nur ein Angebot für ein Essen mit dem neuen Parteichef ausschlug, sondern auch noch den CDU-Ehrenvorsitz. Das Signal war deutlich: Merkel hält sich von jetzt an raus und will nicht als Galionsfigur einer vergangenen Ära enden, die von der Union bei passender Gelegenheit für Sonntagsreden auf eine Bühne gezerrt wird.
Merz kommt dieser Verzicht gelegen. Er will die Partei neu ausrichten, stilistisch wie politisch, in Gesellschaftsfragen konservativer, in ökonomischen Fragen marktradikaler, verbal schriller - und als Gegenentwurf zur Ampel-Koalition. Sein Ziel dürfte klar sein, auch wenn er es zum jetzigen Zeitpunkt leugnet: die Kanzlerkandidatur 2025.
Auf dem Weg dahin nutzt er eine Strategie, wie viele Konservative mit populistischem Einschlag vor ihm. Er braucht die maximale mediale Aufmerksamkeit. Als Parteichef bekommt er die, als Fraktionsvorsitzender umso mehr. Merz ist von nun an als wichtigster Oppositionspolitiker gesetzt. Wenn die Union in drei Jahren auf Kanzlerkandidatensuche geht, wird sie feststellen: Merz ist alternativlos.
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