Bauwende statt Baufilz

Über Aufstockungen statt Flächenfraß für Investorenrendite

  • Nicolas Šustr
  • Lesedauer: 2 Min.

Und wieder kommen Vertreter der Berliner SPD in den Verdacht, sich im Baufilz wohlzufühlen. Diesmal der Lichtenberger Stadtrat Kevin Hönicke, der sich vor einem Jahr bereits als williger Helfer erwiesen hatte bei der Räumung des Obdachlosencamps an der Rummelsburger Bucht, mit der Baugrund für das Schauaquarium Coral World geschaffen wurde. Es ist auch fast schon egal, ob das aus einer wie auch immer gearteten Verbundenheit geschieht, oder ob er »Bauen, Bauen, Bauen« einfach für einen tollen Beitrag zur wirtschaftlichen Entwicklung auch aller anderen Stadtbewohner hält.

Klar ist: Mit dieser Baupolitik wird die soziale Stadt zerstört. Denn meist handelt es sich nicht um Projekte, die der dort lebenden Bevölkerung in irgendeiner Weise helfen, außer dass ein paar unterbezahlte Servicejobs abfallen. Stattdessen wird die sowieso grassierende Verdrängung durch Aufwertung weiter angeheizt.

Außerdem kann es sich Berlin nicht leisten, immer noch mehr Flächen zu versiegeln. Nicht nur wegen Natur- und Artenschutz, sondern auch aus ganz egoistischen Gründen der Menschen, die dort leben. Denn ohne Bäume und Grünflächen werden die Hitzesommer immer heißer und die zunehmenden Starkregenfälle sorgen für Überschwemmungen, überlaufende Kanalisationen und in der Folge auch für sterbende Fische in den Flüssen und Kanälen.

Bis heute gibt es kein im großen Stil ausrollbares Konzept für die Aufstockung von Bestandsbauten, nicht mal für jene in kommunaler Hand. Damit ließen sich sehr viele Fliegen mit einer Klappe schlagen. Bestandsbauten würden durch neue Fahrstühle an die alternde Bevölkerung angepasst, es könnten durch Vorfertigung in vergleichsweise kurzer Zeit viele neue Wohnungen entstehen und noch unversiegelte Flächen geschont werden.

Es ist höchste Zeit, das anzugehen, weil sowieso viele Häuser angefasst werden müssen, um sie energetisch zu sanieren. Her mit der Bauwende, Rot-Grün-Rot!

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