Viele Produkte werden nach kleinen Defekten statt repariert vorschnell ersetzt

Verbraucherschützer fordern schnelles Recht auf Reparaturen

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Die Handy-Akkus lassen sich nicht wechseln, die Reparatur des Fernsehers ist teurer als ein neuer - das muss sich aus Sicht von Verbraucherschützern schnell ändern. Der Verbraucherzentrale Bundesverband hat die neue Bundesregierung aufgefordert, das geplante Recht auf Reparatur rasch umzusetzen. »Das möchten wir innerhalb der ersten hundert Regierungstage auf den Weg gebracht sehen«, fordert Verbandschef Klaus Müller. Das wäre Mitte März 2022.

Die Nachhaltigkeit von Haushaltsgeräten und Elektronikprodukten müsse deutlich besser werden, betonte Müller. »Viele Menschen ärgern sich ständig, weil etwas kaputt geht und man es dann wegwerfen muss. Das ist schlecht für den Geldbeutel und ein gutes ökologisches Gewissen hat man dabei auch nicht.«

Seit März 2021 gilt in der EU bereits eine neue Ökodesign-Richtlinie mit dem Prinzip »reparieren statt wegschmeißen«. Hersteller von Waschmaschinen, Spülmaschinen, Kühlschränken und anderen großen Haushaltsgeräten müssen dafür sorgen, dass Ersatzteile sieben bis zehn Jahre lang verfügbar sind. Da geht es vor allem um Kleinteile wie Dichtungen oder Sprüharme von Geschirrspülern. Außerdem müssen die Produkte so gebaut sein, dass man sie mit herkömmlichen Werkzeugen auseinanderbauen kann, ohne etwas kaputt zu machen.

Auf diese Weise soll auch der riesige Berg an Elektroschrott reduziert werden. Statistisch gesehen produziert jeder Deutsche im Jahr mehr als zehn Kilo Elektroschrott. Den aktuellsten Daten des Statistischen Bundesamts zufolge wurden 2018 insgesamt 853 000 Geräte weggeworfen. Nach Angaben des Europäischen Parlaments werden nur knapp 42 Prozent des in der EU anfallenden Elektroschrotts recycelt.

Die geltenden Vorgaben reichen nicht aus, um das zu ändern. Deshalb will die Ampel-Koalition ein Recht auf Reparatur auch für kleinere Geräte wie Handys und Laptops auf EU-Ebene durchsetzen. Außerdem soll die Gewährleistungsfrist länger werden, in der Verbraucher ihr defektes Gerät einschicken und kostenlos reparieren lassen können. Laut Koalitionsvertrag sollen die Hersteller auch Reparaturanleitungen veröffentlichen, so dass man defekte Bauteile selbst tauschen kann.

»Viel zu oft wird doch ein Produkt nicht repariert, sondern einfach durch ein neues ersetzt«, so die neue Verbraucherschutzministerin Steffi Lemke (Grüne). »Das zu ändern ist auch ökologisch ein Gewinn.«

Die Bundesverband der Verbraucherzentralen fordert auch, dass die Mehrwertsteuer auf bestimmte Reparaturen gesenkt werden soll, damit sich Reparaturen lohnen. Außerdem solle ein sogenannter Reparaturindex eingeführt werden, mit dem schon auf der Verpackung auf einen Blick erkennbar ist, wie gut sich ein Produkt reparieren lässt. Ohne Informationen über Reparaturkosten und Haltbarkeit könnten sich Verbraucher schwer für die nachhaltige Option entscheiden. Verbraucher erwarten, dass ein Gerät nicht nur lange hält, sondern auch, dass Ersatzteile langfristig verfügbar sind, die Reparaturkosten verhältnismäßig sind und die Reparatur technisch einfach zu machen ist.

Die Industrie zeigt sich offen für einen Reparaturindex und auch für ein Recht auf Reparatur. Wichtig sei eine EU-weite Regelung und das Vermeiden nationaler Sonderregeln. dpa/nd

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