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Abschottungspolitik schadet Japan
Unter Grenzschließung zur Eindämmung der Corona-Pandemie leiden Wirtschaft und Hochschulen
Seit Beginn der Pandemie hat Japan weitgehend seine Grenzen geschlossen gehalten. Was dazu beigetragen hat, dass die Corona-Infektionszahlen bis heute noch relativ gering sind, richtet allmählich aber auch großen Schaden an. Die Zahl derer, die wegen der strengen Grenzpolitik trotz gültiger Visa nicht ins Land einreisen können, wird derzeit auf zwischen 300 000 und 400 000 Personen geschätzt. Es handelt sich um Ehepartner, Kinder, Akademikerinnen, Studierende und Geschäftsleute.
»Viele Studierende und Angestellte meiner Universität warten darauf, dass sie endlich ins Land kommen können«, sagte der Präsident der US-amerikanischen Temple University, Matthew Wilson, kürzlich mit lauter Stimme beim Foreign Correspondents Club Japan in Tokio. »Kurzfristig entgehen Japan hiermit Produzenten und Konsumenten für die Volkswirtschaft.« Schwerer wiege aber der langfristige Reputationsschaden als Land, das niemanden von außen willkommen heiße. »Tausende Studierende gehen jetzt lieber nach Europa, nach Korea, Taiwan, Australien oder Neuseeland, wo die Grenzen wieder offen sind.«
Wie offen ist Japan für Migration?
Kaum ein Industriestaat hat strengere Grenzschließungen veranlasst als Japan. Eine Petition fordert Premierminister Fumio Kishida zur Öffnung auf, Hunderte Hochschullehrende haben unterschrieben. Selbst der regierungsfreundliche Wirtschaftsverband Keidanren, der die meisten Großkonzerne vereint, hat Japans Grenzpolitik zuletzt als »weltfremd« kritisiert. Denn wenn niemand mehr ins Land komme, verliere auch der Wirtschaftsstandort Japan.
Diskussionen über die Frage, ob das ostasiatische Land offener für Migration sein sollte, sind weit älter als die Pandemie. Japans seit Jahrzehnten hohe und weiter steigende Lebenserwartung sowie niedrige Geburtenrate führen dazu, dass die Bevölkerung schon länger altert und schrumpft. Sofern die Regierung also weiteres Wirtschaftswachstum wünscht, kommt sie kaum umhin, Arbeitskräfte aus dem Ausland anzuwerben.
Der Ausländeranteil liegt nur bei rund zwei Prozent. Damit Japans Volkswirtschaft aber auch nur mit von der Regierung angestrebten 1,24 Prozent pro Jahr weiterwachsen kann, müssten bis 2040 viermal so viele Arbeitskräfte aus dem Ausland angeworben werden wie bisher. Zu diesem Schluss kommt eine im Februar veröffentlichte Studie, an der auch die mit dem Außenministerium affiliierte Japan International Cooperation Agency (JICA) beteiligt gewesen ist.
Die abschottende Pandemiepolitik, die von Anfang an zwischen In- und Ausländern unterschieden hat, wirkt bei der Internationalisierung des Landes wenig hilfreich. Seit Monaten wird vor japanischen Botschaften in mehreren Ländern dagegen protestiert. Dabei besteht durchaus der Wunsch zur Internationalisierung, zum Beispiel die Förderung des Tourismus als Wachstumsmotor. So wurden vor den Olympischen Sommerspielen in Tokio 2021 im ganzen Land neue Hotels gebaut. Nun haben viele Probleme, sich über Wasser zu halten. Vermehrt ist zu hören: Infektionsprävention und eine vorsichtige Grenzöffnung müsse - bei einer Impfquote von rund 80 Prozent - möglich sein.
Anfang des Monats erklärte Premierminister Fumio Kishida, dass er fortan an den Grenzen »flexibel« agieren wolle. Mitte der Woche sagte ein Regierungsvertreter, dass das offizielle Tageslimit an Personen, die aus dem Ausland einreisen dürfen, ab März von derzeit 3500 auf 5000 erhöht werden solle. Damit tatsächlich Menschen ins Land kommen können, soll zudem die Quarantänezeit für Einreisende aus Ländern, die nicht als besonderes Risikogebiet gelten, von zehn auf drei Tage reduziert werden.
Der Grad der Grenzöffnung wird von den Einreisebedingungen abhängen. Zumindest deuten die sich abzeichnenden Beschlüsse auf Verständnis dafür hin, dass dauerhafte Abschottung auch Schaden anrichtet. Auch in diesem Sinne sagte JICA-Präsident Shinichi Kitaoka dieser Tage zur Präsentation der Studie über Arbeitsmarkt und Migration: »Wir müssen aktiv werden, damit Japan langfristig ein attraktives Land wird, für das sich Menschen aus dem Ausland entscheiden.« In den vergangenen zwei Jahren habe Japan eher Schritte dagegen unternommen.
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