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- Biathlon bei den Olympischen Spielen
Nur mal an der Medaille gekratzt
Die deutschen Biathleten bleiben in Peking erfolglos, die Frauen können glänzen
An die eisigen Temperaturen und den scharfen Wind auf dem olympischen Kurs von Zhangjiakou hat sich die internationale Biathlonelite in den vergangenen zwei Wochen gewöhnt. Bei den abschließenden Massenstarts am Freitag waren die komplizierten Bedingungen jedoch besonders herausfordernd. »Mir sind zwischendurch die Finger eingefroren«, berichtete beispielsweise Benedikt Doll. Der Schwarzwälder beruhigte aber auch gleich: »Später wurden sie zum Glück wieder wärmer.«
Alles andere als erwärmend fiel dagegen das Resümee der deutschen Biathlonmänner aus. Während ihre Teamkolleginnen, die in den Monaten vor dem Abflug nach China mit diversen Problemen zu kämpfen hatten, die Goldmedaille von Denise Herrmann im Einzel und einen bronzenen Satz in der Staffel feiern konnten, standen die von Bundestrainer Mark Kirchner betreuten Herrschaften mit leeren Händen da - zum ersten Mal seit den Spielen 2010 in Vancouver, erst zum zweiten Mal überhaupt, und erstmals in Kirchners nun schon zwölfjähriger Amtszeit.
Im Massenstart sorgten Doll und Franziska Preuß mit achten Plätzen aus deutscher Sicht für die besten Resultate. Doch gerade der Showdown bei den Männern war bezeichnend für den olympischen Gesamtauftritt der DSV-Athleten: Immer wieder kratzten sie an den vorderen Plätzen, im entscheidenden Moment aber waren sie doch nicht gut genug für den Sprung aufs Siegerpodest.
So eilte Norwegens Superstar Johannes Thingnes Bö seinem vierten Gold dieser Spiele bereits ebenso entgegen wie der Schwede Martin Ponsiluoma seiner überraschenden Silbermedaille, als Doll und Teamkollege Philipp Nawrath beim letzten Schießen das mögliche Edelmetall vergaben. Zwar waren die Bedingungen wegen plötzlich einsetzender Windböen deutlich erschwert - was Doll und Nawrath mit ihren jeweils vier Strafrunden dann nachdrücklich bewiesen. Doch parallel zum deutschen Duo schoss auch Vetle Sjåstad Christiansen, der alle fünf Scheiben abräumte und damit noch zu Bronze kam.
Der norwegischen Equipe, für die Tiril Eckhoff und die dreimalige Olympiasiegerin Marte Olsbu Røiseland beim Sieg der Französin Justine Braisaz-Bouchet zuvor bereits Silber und Bronze ergattert hatten, verschaffte Christiansen auf dem stumpfen Kunstschneekurs im knapp 1700 Meter hoch gelegenen Zhangjiakou letztlich das 14. Stück Edelmetall. Damit wurden die Skandinavier ihrer Favoritenrolle mit großem Vorsprung auf die Teams aus Frankreich (sieben Medaillen) und Schweden (vier) vollauf gerecht.
Bereits im Staffelrennen zwei Tage zuvor hatte Christiansen den Deutschen ein Schnippchen geschlagen. Während sich sein direkter Widersacher Nawrath bei der finalen Schießeinlage eine Strafrunde einhandelte, blieb der norwegische Schlussläufer fehlerfrei und sicherte seinem Quartett den Sieg. Im Massenstart gab es nun eine Neuauflage der Szenerie - mit demselben Ausgang. »Für mich war der Wind definitiv der Knackpunkt. Aber gerade Christiansen neben mir war ja ganz stark. Da hab’ ich mir noch gesagt: ›Das kannst du auch.‹ Aber das konnte ich nicht umsetzen«, beschrieb Nawrath die kleinen, aber feinen Unterschiede zwischen der absoluten Weltspitze und den deutschen Biathleten bei den Wettkämpfen 180 Kilometer nordwestlich von Peking. Auch Doll, vor vier Jahren noch unerwartet zu Bronze in der Verfolgung gekommen, fand Christiansens Darbietung »beeindruckend«. Die größte Enttäuschung habe aber schon ein paar Tage zurückgelegen, erinnerte sich Doll. Die mit Rang vier knapp verpasste Staffelmedaille habe »schon ziemlich wehgetan«, so der 31-Jährige.
Bei den Teamkolleginnen war die Gefühlslage genau umgekehrt. Franziska Preuß, als größte Medaillenhoffnung in den Winter gegangen, war nach zweimonatiger Wettkampfpause aufgrund einer Fußverletzung plus nachfolgender Corona-Infektion zwar wieder fit genug für fünf Olympiastarts, beim Saisonhöhepunkt aber eben nicht wieder auf ihrem Leistungszenit angelangt. Nach Rang 30 im Sprint war die Oberbayerin noch völlig verzweifelt gewesen, nun sprach sie von einem »versöhnlichen Ende«. Dem schloss sich Kristian Mehringer an - wenn auch mit kleinen Einschränkungen. »Wir haben uns drei Medaillen vorgestellt, jetzt sind es zwei geworden«, sagte der Frauen-Bundestrainer - und rekapitulierte: »Mit einer fitten Franziska Preuß wäre noch mehr drin gewesen.«
Derartige Relativierungen ließ Denise Herrmann nach ihrem 13. Platz im Massenstart ganz beiseite. »Wir waren als Team auf den Punkt da und haben alle gezeigt, was wir drauf haben«, betonte die 33-jährige Sächsin. Nach Monaten voller Entbehrungen und drei Wochen in China freute sie sich vor allem auf eines in ihrer bayerischen Wahlheimat Ruhpolding: »Auf die erste Leberkäsesemmel.«
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