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Harald Martensteins schwacher Abgang
Harald Martenstein schreibt nicht mehr für den »Tagesspiegel«, schreibt er im »Tagesspiegel«
Der Journalist und Schriftsteller Harald Martenstein schreibt nicht mehr für den »Tagesspiegel«. Das schreibt er im »Tagesspiegel« (Sonntagausgabe). Tapfer wie immer, mit dem größten Gratismut, mit dem er schon seit langer Zeit seine Kolumnen aufpumpt. Im Kampf für die Meinungsfreiheit, den auch AfD und Querdenker immer dann für sich reklamieren, wenn sie sich darüber beschweren, dass sich jemand über ihre reaktionären Märchen und Methoden beschwert. Im Stil eines Leserbriefschreibers, der glaubt, seine Veröffentlichung wäre eine Art Mutprobe, formuliert Martenstein zum Schluss den Satz: »Sollte die Redaktion die Größe besitzen, mir diese Abschiedsworte zu gestatten und sie nicht zu löschen, danke ich ihr dafür.«
Olga Hohmann versteht nicht, was Arbeit ist und versucht, es täglich herauszufinden. In ihrem ortlosen Office sitzend, erkundet sie ihre Biografie und amüsiert sich über die eigenen Neurosen. dasnd.de/hohmann
Martenstein müsste die Redaktion ganz gut kennen, seit 1988 arbeitet er für den »Tagesspiegel«, sein »halbes Leben«, wie er betont. Er hat sich aber darüber geärgert, dass sich die Chefredaktion über seine letzte Kolumne derart geärgert hat, dass sie sie online entfernt hat. Er hatte darin Verständnis für Leute geäußert, die sich auf Demonstrationen gegen die Corona-Maßnahmen einen gelben Judenstern ankleben. Das könne nicht antisemitisch sein: »Die Träger identifizieren sich ja mit den verfolgten Juden.« Was für ein Argument, es erinnert stark an den Unsinn der Israelfeinde, die da meinen, arabische Moslems könnten gar keine Antisemiten sein, weil sie selbst Semiten seien.
Und wie die Rechten haut auch Martenstein auf die Linken ein - mit dem Argument, dass er früher bei den Kommunisten war. Er wüsste, wie sie ticken. Weil er die Sprache so gut kennt, geißelt er das Gendern und natürlich die Feministinnen, weil er die Frauen so gut versteht. Ja, er ist ein Berufs-Alter-Weißer-Mann und hat das erfolgreich kommerzialisiert. Schon 2012 hielt er den Begriff »Männlichkeit« für negativ besetzt - das erzählte er im »Playboy«.
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