- Berlin
- Krieg in der Ukraine
Museum Karlshorst holt Flaggen ein
Seit Donnerstag weht nur noch die ukrainische Fahne
Das Deutsch-Russische Museum Berlin-Karlshorst reagierte am Donnerstag auf die Ereignisse in der Ukraine. Es holte die deutsche, die russische und die belarussische Flagge ein. Es weht vor dem Gebäude an der Zwieseler Straße 4 nun nur noch die ukrainische Fahne. Der Schriftzug mit dem Namen des Museums wurde teilweise abgeklebt. »Deutsch-Russisches« ist zwar noch zu lesen, wurde jedoch mit drei schwarzen Querstreifen quasi durchgestrichen. Ein Foto zeigt das, und Sprecherin Bianca Schröder bestätigte dem »nd«, dass dies nicht einfach nur eine Fotomontage sei, sondern tatsächlich so aufgenommen wurde.
»Die aktuelle Situation belastet uns sehr«, heißt es in einer Erklärung des Museumsteams, die auf der Internetseite des Museums nachzulesen ist. Nicht nur, dass man ein multinationales Team sei und damit auch Angehörige, Freunde und Bekannte habe, die unmittelbar vom Krieg betroffen sind. »In unserer politisch-historischen Bildungsarbeit haben wir uns immer für den Frieden und die völkerrechtlich verankerte Unantastbarkeit von Grenzen eingesetzt.«
In der Nacht zum 9. Mai 1945 hatten hier im Speisesaal der Heerespionierschule Generalfeldmarschall Wilhelm Keitel und andere die bedingungslose Kapitulation der Wehrmacht unterzeichnet - vor Offizieren der alliierten Siegermächte Sowjetunion, USA, Großbritannien und Frankreich, darunter der sowjetische Marschall Georgi Schukow. 1967 wurde in dem Gebäude ein Museum eingerichtet, das an dieses bedeutende historische Ereignis erinnert. In den 90er Jahren kümmerten sich zunächst Deutschland und Russland um dieses Erbe, bevor 1997 und 1998 zusätzlich die Weltkriegsmuseen in Kiew und Minsk in den Trägerverein und in den wissenschaftlichen Beirat aufgenommen wurden.
»Ungeachtet aller politischen Konflikte« arbeite man mit den russischen Kollegen »sehr gut und eng zusammen«, heißt es jetzt in der Erklärung des Museumsteams. Das Haus sei »in 30 Jahren kontinuierlicher Zusammenarbeit zu einem Forum ganz unterschiedlicher Perspektiven auf die gemeinsame Geschichte und zu einem Moderator auseinanderdriftender Erinnerungskulturen geworden«. In der Dauerausstellung könne jeder erfahren, was »Vernichtungskrieg« bedeutete. Man wolle weiterhin vertrauensvoll mit den Museen in Russland, Belarus und der Ukraine kooperieren, »deren Ausstellungen wir übernehmen und bei denen wir ausstellen«. Den Gesprächsfaden zu den lieb gewonnenen Kollegen in Moskau, Minsk, Kiew, St. Petersburg, Wolgograd und anderen Städten in Osteuropa »wollen wir nicht abreißen lassen«.
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