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Moskaus Brückenkopf in Asien

Myanmars Militärregime rechtfertigt Russlands Einmarsch in die Ukraine

  • Thomas Berger, Phnom Penh
  • Lesedauer: 4 Min.

Was haben der russische Einmarsch in der Ukraine und der seither laufende Krieg im Osten Europas mit Myanmar zu tun? Eine ganze Menge, zeigt sich beim näheren Blick, obschon Tausende Kilometer Distanz zwischen den umkämpften ukrainischen Städten Kiew, Charkiw und Mariupol auf der einen und Yangon, Mandalay oder Naypyidaw auf der anderen Seite liegen.

Naypyidaw ist die seit der Jahrtausendwende aus dem Boden gestampfte neue Hauptstadt Myanmars. Dort residieren Armeechef Min Aung Hlaing, sein Stellvertreter Soe Win und die übrigen Mitglieder jener Generalsclique, die am 1. Februar 2021 die demokratische Regierung von Aung San Suu Kyi gestürzt hat.

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Zaw Min Tun, Chef des Presseteams des State Administration Council (SAD), wie sich die Junta nennt, hatte sich schon unmittelbar nach dem russischen Einmarsch in der Ukraine am 24. Februar demonstrativ an die Seite des russischen Präsidenten Wladimir Putin gestellt. Ob nun vor regimetreuen heimischen Medien oder dem russischen Kanal »Sputnik« – nahezu wortgleich verkündete er, Russland habe mit dem Überfall nur seine »eigene Souveränität verteidigt« und gezeigt, dass es eine Weltmacht sei.

So deutliche Unterstützung haben Putin und seine Regierung von kaum einem anderen Staat erhalten. Verwundern muss dies aber nicht. Denn Russland hatte sich nach dem Putsch sofort auf die Seite der neuen Machthaber gestellt. Dies tat die Regierung in Moskau wohl sogar noch eindeutiger als Myanmars großer Nachbar und traditionelle Schutzmacht China.

Die erste Auslandsreise von Min Aung Hlaing als Diktator führte ihn somit im vergangenen Jahr nicht etwa nach Peking, sondern nach Moskau, wo er im Juni an einer Sicherheitskonferenz (Mcis-2021) teilnahm. Dabei wurde ihm auch eine Ehrendoktorwürde an der Militäruniversität verliehen, für seine »Verdienste um den Zusammenhalt der beiden Armeen«. Die enge Kooperation zwischen Russland und Myanmar lässt sich also nicht leugnen. Schon länger ist Moskau zweitwichtigster Ausrüster der myanmarischen Armee, gleich hinter den Chinesen.

39 Prozent der Waffenkäufe zwischen 1999 und 2018 kamen laut Friedensforschungsinstitut Sipri von dort, im Wertumfang von etwa 1,5 Milliarden Dollar. Ein weiterer Rüstungsdeal, unter anderem für das Luftverteidigungssystem Pantsir und Drohnen vom Typ Orlan-10E wurde Ende Januar 2021 unterzeichnet, nur gut eine Woche vor dem Putsch. Eine Lieferung BDRM-Militärfahrzeuge traf Anfang dieses Jahres ein. Russische Rüstungsgüter stärken das Regime. Auch politisch kam Rückhalt, als Putins Vizeverteidigungsminister zu den ranghöchsten Gästen zählte, die voriges Jahr in Naypyidaw zu den Feiern am Tag der Streitkräfte teilnahmen.

Der verbreitete Einsatz von Militärtechnik und Ausrüstung russischer Produktion führt zu Abhängigkeiten und einigen Tücken. Das machte Kapitän Zay Thu Aung, ein kürzlich zur zivilen Gegenregierung (Nug) übergelaufener Pilot der Luftwaffe, Anfang März gegenüber Radio Free Asia deutlich. So benötigten etwa die Kampfjets Marke MiG-35, wie er einen flog, regelmäßige Wartung – normalerweise alle 1000 Betriebsstunden müssten sie nach Russland geschafft werden. Diese Möglichkeit falle momentan weg, und es sei unklar, wie lange die Maschinen, die die Junta bei verstärkten Luftangriffen auf Stellungen von Rebellengruppen und demokratischen Streitkräften (PDF) dringend braucht, ohne Wartung und Ersatzteile noch durchhielten.

Dazu gesellte sich die Meldung vom Dienstag, wonach das Regime seinen Ministern die monatliche Treibstoffzuteilung für Dienstfahrzeuge ab sofort kürzen muss. Hintergrund ist der Ölpreis, der inzwischen beim Vierfachen des Wertes vor dem Putsch liegt. In den vergangenen Tagen explodierte der Preis wegen des Ukraine-Kriegs regelrecht. Teures Tanken, inzwischen in vielen Ländern weltweit ein Problem, trifft in Myanmar nicht nur die breite Bevölkerung, sondern auch die höchsten Repräsentanten der Junta hart. Die Rationierung ist für die Generäle ein schmerzlicher Gesichtsverlust – ebenso die verbreiteten Stromabschaltungen, die inzwischen tagtäglich wegen der Verknappung von Diesel und Gas vorkommen.

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