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- Dresdner SC gegen MTV Stuttgart
Mit mieser Laune ins Volleyball-Pokalfinale
Die Volleyballerinnen des Dresdner SC kommen direkt aus der Quarantäne, der MTV Stuttgart ist im Terminstress
Das Pokalfinale ist für Volleyballerinnen und Volleyballer eigentlich das aufregendste Ereignis des Jahres. Wenn es um die 8,5 Kilogramm schwere Trophäe geht, strömen normalerweise mehr als 10 000 Zuschauer in die Arenen - früher in Halle/Westfalen, seit 2016 in Mannheim. Doch für Dresdens Spielführerin Jennifer Janiska und ihre Kolleginnen ist in diesem Jahr alles anders. Weil das Coronavirus beim Deutschen Meister Dresdner SC grassierte und sieben Spielerinnen und vier Staffmitglieder infiziert waren, hatte das ursprünglich vor 14 Tagen anberaumte Spiel gegen Vizemeister und Dauerrivale MTV Stuttgart abgesagt werden müssen. An diesem Sonntag wird es nun in Wiesbaden vor deutlich kleinerer Kulisse nachgeholt. Knapp 1500 Zuschauer sind maximal erlaubt, erst gut 800 Karten sind aktuell wegen der kurzfristigen Terminierung abgesetzt.
Pokallaune herrscht weder in Sachsen noch im Schwabenland. Die Stimmung ist angespannt, da die Umstände des nachgeholten Endspiels nun beiden Teams nicht passen. Die Volleyballerinnen des Dresdner SC kommen gerade aus der Quarantäne und sind mental und körperlich keineswegs in Titelform. »Wir hatten zwei, drei Monate auf den Höhepunkt in Mannheim hingearbeitet. Jetzt fühlt man sich so, als sei man nach der Sommerpause zum ersten Mal wieder in der Halle«, erzählt Janiska »nd«. Auch die 27-Jährige war vom Virus betroffen, hatte Kopf- und Gliederschmerzen. Erst seit Montag sind alle Spielerinnen wieder freigetestet. Es ist kein Geheimnis, dass der DSC das Finale gern zu einem späteren Zeitpunkt ausgetragen hätte. »Dass der Termin so nah an das Ende unserer Quarantäne anschließt, ist alles andere als ideal und würdig«, kritisiert Dressdens Managerin Sandra Zimmermann. So könnten die beiden deutschen Topteams nicht »in der bestmöglichen Verfassung« aufeinandertreffen.
Stuttgart wiederum hätte gern früher gespielt, weil das Pokalfinale nun genau zwischen den beiden Endspielen im CEV-Pokal gegen Eczacibasi Istanbul liegt. »Für uns ist das ein sehr ungünstiger Zeitpunkt, wir mussten ja in die Türkei reisen und befinden uns daher nicht mehr in Isolation«, sagt Sportdirektorin Kim Renkema. Sie befürchtet nun auf Seiten des MTV Stuttgart Ausfälle durch Corona.
So sorgte die Wahl des Termins und des Spielortes für heftige Dissonanzen zwischen beiden Vereinen - und dem ausrichtenden Ligaverband VBL. Der hatte zunächst die verwegene Absicht, die Partie in Stuttgart nachholen zu lassen. Dagegen wehrte sich verständlicherweise der Dresdner SC und pochte mit Verweis auf das Regelwerk darauf, auf neutralem Boden zu spielen. »Es war ein hartes Ringen darum, dass es ein neutraler Spielort wird«, sagt Sandra Zimmermann. Ihre Stuttgarter Kollegin Kim Renkema betont: »Die Kommunikation ist sehr unglücklich gelaufen, weil die VBL Dinge versprochen hat, die nicht eingehalten wurden.«
Julia Retzlaff, Co-Geschäftsführerin der VBL, räumt ein: »In dieser herausfordernden Situation haben wir am Anfang in alle Richtungen überlegt, aber es stellte sich schnell heraus, dass es keine tragfähige Option wäre, das Spiel nicht an einem neutralen Ort stattfinden zu lassen.« Der Verband betrachtet sich als Mittler zwischen den Klubs. Die VBL und der Deutsche Volleyballverband als Veranstalter hätten die schwierige Aufgabe gehabt, einen Kompromiss zu finden. »Es ging dabei um Spielpläne, Hallenverfügbarkeit, TV-Präsenz und tausend andere Dinge, die zusammenpassen müssen. Unser Job ist es, alle Fakten gegeneinander abzuwägen und das große Ganze im Blick zu haben«, erklärt Retzlaff. Angesichts der Kurzfristigkeit biete Wiesbaden nun den »bestmöglichen« Rahmen für die Partie. Einen mittleren fünfstelligen Betrag kostet die Organisation des so nicht geplanten Endspiels zusätzlich.
Sportlich sieht sich der aktuelle Meister aus Dresden gegen den in der Liga noch ungeschlagenen Tabellenführer als Underdog. Allerdings ist bei Stuttgart unklar, ob Ausnahmespielerin Krystal Rivers, die mit gesundheitlichen Problemen am Dienstag im Europapokalfinale noch fehlte, auflaufen kann. Zudem haben die Duelle zwischen Dresden und Stuttgart stets einen ganz eigenen Drive. Bereits zweimal setzten sich die Dresdnerinnen im Pokalfinale gegen den MTV durch. Zuletzt in einer dramatischen Partie 2020, als der DSC mit dem Rücken zur Wand plötzlich eine komplette junge Garde einsetzte, diverse Matchbälle abwehrte und das Spiel drehte. »Wir sehen auch diesmal gewisse Chancen und können eines versprechen: Wir werden kämpfen«, sagt Nationalspielerin Janiska.
Vor den erfolgreichen Finalspielen um die Meisterschaft im vergangenen Jahr gegen den MTV hatte Janiska dieses Bild geprägt: »Am Anfang waren wir noch wie kleine Tigerbabys, jetzt sind wir zu Raubkatzen geworden.« Nun sagt sie: »Wir sind zwar gerade noch keine Löwinnen, aber reifer, und wir haben in der Quarantäne darauf hingefiebert, dass wir wieder aus dem Käfig gelassen werden.«
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