Werbung

Lasst uns in Frieden (20): Fortschrittsmaschine Krieg

Der linksradikale Theoretiker und Aktivist Detlef Hartmann denkt in seinen Analysen Krieg und Kapitalismus als eine Einheit

  • Florian Schmid
  • Lesedauer: 2 Min.
Ukraine-Krieg – Lasst uns in Frieden (20): Fortschrittsmaschine Krieg

»Der Krieg war ein Medium, ein Instrument des kapitalistischen Fortschritts, oder besser des Fortschritts seiner Innovations-, Zerstörungs- und Bemächtigungsoffensive und nicht etwa eine bloße Gelegenheit dazu. Er war zugleich ein Instrument der Zurichtung der gesamten Gesellschaft, ausgerichtet auf die Anforderungen kapitalistischer Inwertsetzung. Krieg war die ›Apotheose‹ des kapitalistischen Progressismus und das ›Kriegsfieber‹ die Inbrunst seiner blutigen Gewalt«, schreibt Detlef Hartmann im zweiten Band seines Opus »Krisen, Kämpfe, Kriege«, der 2019 unter dem Titel »Innovative Barbarei gegen soziale Revolution – Kapitalismus und Massengewalt im 20. Jahrhundert« im Verlag Assoziation A erschienen ist.

Auch wenn der streitbare linksradikale, unorthodoxe Theoretiker und langjährige politische Aktivist Detlef Hartmann, ehemaliger Autor der Zeitschrift »Autonomie«, hier über den Zweiten Weltkrieg schreibt, besitzt diese Analyse von Krieg definitiv auch darüber hinausgehend eine bestimmte Gültigkeit. Der mittlerweile 80-jährige Hartmann versteht Krieg, Massengewalt, kapitalistische Inwertsetzungsoffensiven und die dazugehörigen technologischen Neuerungen von Fordismus und Taylorismus im 20. Jahrhundert als eng miteinander verzahnte Phänomene, die jenseits ideologischer Blöcke gleichermaßen wirkmächtig waren.

Die stellenweise unter die Haut gehenden 700 Seiten dieses gerade in diesen Tagen und Wochen wieder lesenswerten Buches geben einen detaillierten Überblick über das Zwischenkriegsgeschehen im 20. Jahrhundert, darüber, wie Krisen das politische Geschehen prägten, wie nationalistische Standortkollektive eingeschworen und zumeist rassistische Feindbilder medial inszeniert und fleißig gepflegt wurden, aber auch welche Kämpfe es von unten gegen die Logik von Kapitalismus, Krieg und Massengewalt gab.

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.