Transparenz ist das Mindeste

Der Umgang mit besonders vulnerablen Geflüchteten ist nicht leicht. Ehrlichkeit sollte man allerdings erwarten können

  • Patrick Volknant
  • Lesedauer: 2 Min.

Während im Syrienkrieg noch durch Akteure wie die EU-Agentur Frontex dafür gesorgt wurde, dass die Fluchtwege nach Europa möglichst gefährlich blieben, ist es im Fall der vor dem Ukraine-Krieg Flüchtenden anders. Auch wenn der Weg aus der Ukraine mit großen Strapazen verbunden ist, können sich jetzt auch vulnerablere Gruppen wie Menschen mit Behinderungen oder schweren Krankheiten auf den Weg in Richtung Deutschland und dessen Hauptstadt machen, um hier eine sichere Zuflucht zu finden.

Für Berlin ist das natürlich eine Herausforderung, doch zugleich gibt es wohl keine andere Stadt in Deutschland, die unter besseren Voraussetzungen auf die individuellen Bedürfnisse solcher Gruppen reagieren könnte. Zu verdanken ist das weniger einer vorausschauenden und klugen Politik als dem Einsatz einer unfassbar breit aufgestellten Zivilgesellschaft. Ohne auch nur einen Cent als Gegenleistung zu bekommen, opfern unzählige Helfer*innen täglich ihre Freizeit, um zu helfen.

Gerade im Fall vulnerabler Geflüchteter stellen sie dabei unverzichtbare Qualitäten zur Verfügung: Seien es queere Organisationen, die ihr hart erarbeitetes Netzwerk nutzen, um sexuelle Minderheiten vor Gewalt zu schützen oder Dolmetscher*innen, die ihre einzigartigen Fähigkeiten anbieten, damit sich ukrainische Gehörlose mit russischer Gebärdensprache verständigen können.

Was diese Helfer*innen, genauso wie all jene Menschen, die jetzt in Berlin Schutz suchen, verdient haben, wenn es denn schon keine finanzielle Unterstützung gibt, ist Ehrlichkeit und Transparenz. Wenn gehörlosen Geflüchteten und deren Helfer*innen versprochen wird, dass diese in der Stadt bleiben dürfen, dann kann das in guter Absicht geschehen und sich im Nachhinein als überambitioniert herausstellen. Niemals aber sollten diese Menschen von heute auf morgen ihre Koffer packen müssen - auch weil es die Helfer*innen sind, die am Ende in Erklärungsnot geraten.

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