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Zwangsarbeit bei Fifa-Turnieren in Katar

Amnesty erhebt Vorwürfe gegen Gastgeber der Fußball-WM. Der schiebt die Schuld auf Privatfirmen

  • Jonas Wagner, Doha
  • Lesedauer: 3 Min.
Wachleute privater Sicherheitsfirmen mussten laut Amnesty beim Arab Cup zwangsweise Doppelschichten schieben.
Wachleute privater Sicherheitsfirmen mussten laut Amnesty beim Arab Cup zwangsweise Doppelschichten schieben.

Der »Zauber« der pompösen WM-Auslosungsshow in Katar war kaum verflogen, da prasselten bereits die nächsten massiven Vorwürfe auf das Gastgeberland ein. Schwerwiegende Menschenrechtsverletzungen und Zwangsarbeit – der jüngste Bericht von Amnesty International zeichnet einmal mehr ein beunruhigendes Bild. Die Anschuldigungen wiegen derart schwer, dass selbst die katarischen WM-Organisatoren die Ausbeutung von Arbeitern nicht mehr abstreiten.

Rund sieben Monate vor dem Turnierstart reißen die negativen Schlagzeilen also nicht ab. Am Donnerstag prangerte Amnesty »schwerwiegende Menschenrechtsverletzungen« im privaten Sicherheitssektor an, »die teilweise Zwangsarbeit entsprechen«. Demnach hätten Arbeitsmigranten »gegen ihren Willen und unter Androhung von Strafen Arbeit verrichten« müssen: bis zu 84 Wochenstunden, oft monate- oder gar jahrelang ohne freie Tage.

Den neuen Vorwürfen muss sich vor allem auch der Fußballweltverband stellen. Denn laut Amnesty sollen mindestens drei Firmen auch Sicherheitspersonal an Veranstaltungen der Fifa ausgeliehen haben, darunter die Klub-WM, die der FC Bayern München im Februar 2021 gewann, und der Arab Cup am Ende des vergangenen Jahres. Auch dort seien Wachmänner Zwangsarbeit ausgesetzt gewesen. Amnesty berief sich dabei auf direkte Gespräche mit dem Personal von acht Sicherheitsfirmen.

Das Organisationskomitee der umstrittenen WM, die am 21. November eröffnet werden soll, bestätigte die Anschuldigungen und sprach von einem »völlig inakzeptablen« Verstoß gegen die Arbeitsvorschriften. Die privaten Unternehmen seien auf eine »schwarze Liste« gesetzt und dem Arbeitsministerium gemeldet worden. Dort hieß es, dass regelmäßig gegen »skrupellose« Arbeitgeber vorgegangen werde.

Doch die Zweifel an den Beteuerungen aus dem Gastgeberland bleiben groß. Die Erkenntnisse wiesen erneut darauf hin, »dass die katarische Regierung nicht ernsthaft darum bemüht ist, ihre eigenen Gesetze umzusetzen und diejenigen zur Rechenschaft zu ziehen, die sie brechen«, sagte Katja Müller-Fahlbusch von Amnesty.

Seit der von Korruptionsvorwürfen begleiteten Vergabe der Männer-Weltmeisterschaft im Jahr 2010 steht Katar unter anderem wegen Menschenrechtsverletzungen und der Ausbeutung von Arbeitern in der Kritik. Tausende Arbeitsmigranten sollen auf Baustellen gestorben sein, manche auch auf denen der WM-Stadien. Die katarische Regierung verweist stets auf Reformen im Land, die Organisatoren beteuern zudem ihre Offenheit für Kritik.

Doch die anhaltenden Probleme rücken nun wieder deutlicher in den Fokus. Müller-Fahlbusch forderte vom Fußballweltverband eine Entschädigung der von Zwangsarbeit betroffenen Arbeiter. Was die Fifa bislang getan habe, reiche nicht aus, sagte die Menschenrechtlerin. Sie müsse ihre »menschenrechtliche Sorgfaltspflicht ernst nehmen«. SID/nd

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