Transatlantische Rachegelüste

Daniel Lücking zum Auslieferungsverfahren gegen Julian Assange

  • Daniel Lücking
  • Lesedauer: 1 Min.

Die deutsche Bundesregierung bleibt dabei: Sie vertraue auf die Rechtsstaatlichkeit und die dahinterliegenden Prinzipien im Auslieferungsverfahren des Journalisten und Wikileaks-Gründers Julian Assange. Das bestätigte eine Sprecherin des Außenministeriums am Mittwoch. Assange deckte Kriegshandlungen der USA auf, die gemeinhin als Kriegsverbrechen gesehen werden, auch wenn die Verantwortlichen dafür nicht in Den Haag zur Rechenschaft gezogen wurden. Nun soll er an die USA ausgeliefert werden.
Die letzte juristische Instanz mag noch ausstehen, doch es ist schon verwunderlich, dass die Auslieferung eines Australiers an ein anderes Land so von der Bundesregierung mitgetragen wird und die bisherigen wie künftigen Haftbedingungen Assanges damit legitimiert werden.

Sollte diese Rechtsauffassung zum Präzedenzfall geraten, dann bedeutet dies – in die Situation des laufenden Ukraine- oder Syrien-Krieges übersetzt –, dass die Grünen-Außenministerin Baerbock auch der Auslieferung von Journalist*innen an Wladimir Putin zustimmen müsste, wenn Enthüllungen über russische Kriegsverbrechen erfolgen sollten. Das ist undenkbar. Doch die unbedingte transatlantische Freundschaft verleitet Baerbock zur stillen Duldung der Rache der USA an Assange. Bitter.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.