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  • FC Bayern in der Basketball Euroleague

Stolze Münchner scheitern am FC Barcelona

Das knappe Aus in der Euroleague treibt Bayerns Basketballer zu neuen Zielen

  • Maik Rosner
  • Lesedauer: 4 Min.
Die Favoriten des FC Barcelona um Brandon Davies (l.) hatten gegen die Münchner mit Augustine Rubit große Probleme.
Die Favoriten des FC Barcelona um Brandon Davies (l.) hatten gegen die Münchner mit Augustine Rubit große Probleme.

Kurz war im vierten Viertel noch einmal Hoffnung aufgekommen, dass die Sensation vielleicht doch glückt. Am Ende aber senkten sich die Blicke – bei den Basketballern des FC Bayern genauso wie bei ihrem Anhang beim Public Viewing in einem Club im Münchner Glockenbachviertel. In die zunächst große Enttäuschung über die 72:81-Niederlage beim Titelfavoriten FC Barcelona und den verpassten erstmaligen Einzug eines deutschen Vereins ins Final Four der Euroleague mischte sich hier wie dort allerdings bald das Gefühl, auch viel erreicht zu haben. Das Team des FC Bayern in Barcelonas Halle Palau Blaugrana, direkt neben dem berühmten Fußballstadion Camp Nou gelegen, sprach jedenfalls viel von Stolz, den Hauptrundengewinner überhaupt in dieser mit 2:3 verlorenen Viertelfinalserie in das fünfte und alles entscheidende Spiel gezwungen und ihn dort erneut stark herausgefordert zu haben.

»Ich war noch nie so stolz auf meine Spieler wie heute«, sagte Münchens Trainer Andrea Trinchieri: »Wir könnten jetzt stundenlang über Fehler sprechen, doch sie haben heute Abend wieder drei unglaubliche Viertel hingelegt und sind dabei über unser Limit gegangen – so weit, wie es eben ging.« Bayerns Geschäftsführer Marco Pesic lobte die »großartige Leistung in der ersten Halbzeit« und befand trotz aller Enttäuschung über das Aus: »Man kann nur großen Respekt haben vor den Jungs.« Und Ognjen Jaramaz, mit 17 Punkten zweitbester Werfer der Münchner hinter Othello Hunter mit 18 Punkten, erkannte: »Das dritte Viertel war der Knackpunkt.«

In der Tat hatten die Münchner das Spiel im dritten Abschnitt verloren, den Barcelona mit seiner ganzen Klasse 29:15 klar dominierte. In allen anderen Vierteln aber waren die Bayern dem Topfavoriten mindestens ebenbürtig gewesen. Und das, obwohl ihnen die verletzten Leistungsträger Corey Walden und Darrun Hilliard fehlten. Nach einem verpatzten Start ins Spiel hatten die Münchner mit einem 11:0‑Lauf von 4:9 auf 15:9 gestellt. Das erste Viertel gewannen sie mit 19:18, das zweite mit 18:13. Und auch im mit nur einem Punkt verlorenen Schlussviertel boten sie Barça noch einmal Paroli. Doch den Rückstand durch das deutlich verlorene dritte Viertel konnten sie nicht mehr aufholen.

Vor dem Spiel hatte Trinchieri von einer Reise in den »Rachen des Hais« gesprochen, Pesic benutzte die Metapher von einer voraussichtlichen »Wurzelbehandlung ohne Betäubung«. Doch dann waren es lange Zeit die Münchner, die den Hai oder eben den Zahnarzt quälten. Weil es ein insgesamt knappes Viertelfinalaus war und die Sensation im Bereich des Möglichen lag, sagte Pesic bei allem Lob für den Charakter des Teams: »Wir sind riesig enttäuscht, weil wir es schon wieder nicht geschafft haben.« In der vergangenen Saison hatten die Münchner erstmals und als erstes deutsches Team die Playoffs der Euroleague erreicht. Damals schieden sie bei Olimpia Mailand ebenfalls nach einem 2:3 in der Best-of-5-Serie aus. Das entscheidende fünfte Spiel hatten sie 89:92 verloren. Nun war ihnen im Viertelfinale gegen Barcelona das nächste Novum gelungen, als sie das zweite Spiel bei den Katalanen spektakulär 90:75 gewonnen hatten. Es war ihr erster Auswärtssieg in den Playoffs der Euroleague gewesen.

Die Münchner scheinen ihrem Ziel jedes Jahr ein Stück näher zu kommen, ihrer Planung sind sie dabei sogar voraus. Man habe in den vergangenen beiden Jahren »überperformt«, hatte Pesic schon vor dem fünften Spiel in Barcelona gesagt. Vereinspräsident Herbert Hainer hatte es als »Wahnsinn« bezeichnet, sollte Trinchieris Team das Final Four in Belgrad vom 19. bis 21. Mai erreichen. Das wurde nun zwar verpasst, aber die Bayern untermauerten ihre Ambitionen, mittel- bis langfristig auch im Basketball an Europas Spitze zu kommen.

Wesentlich dazu beitragen soll ihre neue Arena, die im Herbst 2023 im Olympiapark eröffnet werden soll. Dort soll neben den Basketballern der Bayern auch das Eishockeyteam des EHC München spielen und von den Vorzügen der hochmodernen Mehrzweckhalle mit ihren 11 500 Zuschauerplätzen profitieren. Allein wegen der um rund 5000 Plätze höheren Kapazität im Vergleich zur jetzigen Spielstätte könne man mit der neuen Halle »eine ganze Menge mehr bewegen«, hatte Bayerns Ehrenpräsident Uli Hoeneß jüngst gesagt. »Ich erwarte einen richtigen Schub, ganz abgesehen davon, dass du wirtschaftlich ganz andere Möglichkeiten hast.« Auch die Fußballer hätten nach dem Umzug in die neue Arena 2005 »einen Riesenschritt gemacht«.

Ein solcher soll auch den Basketballern gelingen. Sportlich waren sie gegen Barcelona schon nah dran. »Sie haben eine unglaubliche Saison gespielt«, lobte Trinchieri seine Spieler. Beendet ist diese Spielzeit für sie aber nur in der Euroleague. In der Bundesliga geht es schon am Freitag in Ulm weiter, ehe die weiteren Hauptrundenspiele gegen Göttingen am Sonntag und Alba Berlin am Dienstag anstehen. Danach folgen für die Bayern die Playoffs um den Meistertitel.

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