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Die Kapitänsmütze des Indianerhäuptlings Manfred Stolpe
Ausstellung zu 1000 Jahre Brandenburg mit Exponaten aus dem Nachlass des Ministerpräsidenten
In seinem Gedicht »Shakespeares Strumpf« macht sich Theodor Fontane 1841 darüber lustig, wie man den Wollstrumpf eines berühmten Menschen anhimmeln könne. Nicht der Strumpf des früheren SPD-Ministerpräsidenten Manfred Stolpe, aber seine Mütze hat es nun ins Museum geschafft. Die neue Ausstellung im Potsdamer Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte befasst sich mit zehn Jahrhunderten märkischer Geschichte und präsentiert neben der »Kapitänsmütze« Stolpes auch einen Heraldischen Atlas aus dem Nachlass des 2019 verstorbenen Politikers. An anderer Stelle: Stolpes Werbe-Postkarte im Wahlkampf 1990 und seine Broschüre »Häuptling der Streusandbüchse«.
Manfred Stolpe sei Geschichte immer wichtig gewesen, sagt Museumsdirektor Kurt Winkler, als er durch die kürzlich eröffnete Schau führt. Darin soll es diesmal weniger um die Herrschaftsgeschichte von Pickelhauben-Preußen gehen als vielmehr um die Kultur- und Lebensgeschichte. Es darf also auch ein Faksimile des allerersten brandenburgischen Kochbuchs nicht fehlen – ein Dokument der Tatsache, dass der Landstrich für alles Mögliche berühmt war, aber nicht für eine besonders anspruchsvolle Küche. Bezogen auf die verschiedenen Phasen der Landesgeschichte wird der Frage nachgegangen: »Was hat das mit den damaligen Menschen gemacht?« 220 Exponate sind versammelt, die teils aus Museen, teils aus privaten Sammlungen stammen. Manches wurde für fünf Jahre ausgeliehen, anderes für kürzere Fristen. Die Ausstellung werde sich im Laufe der Zeit verändern, werde »lebendig bleiben«, verspricht Winkler. Für ihn ist die seit zwei Wochen präsentierte Schau »eine Auseinandersetzung mit Geschichten, Bildern und Mythen«.
Was Stolpes Kapitänsmütze betrifft, müsse man auf eine gleichartige Mütze von Altkanzler Helmut Schmidt zu sprechen kommen, mit dem Stolpe befreundet war, informierte der Direktor. Stolpes Faible für Preußen führte auch zu Missgriffen. Denn der Ministerpräsident setzte das 1923 von Gustav Büchsenschütz komponierte Lied »Märkische Heide« als Hymne von Brandenburg durch. Dabei war es ein beliebtes Marschlied der SA. Ausgestellt ist eine alte Schelllackplatte. Auf ihrer Vorderseite die »Märkische Heide«, auf der Rückseite das Horst-Wessel-Lied, die Parteihymne der NSDAP.
»Steige hoch, du roter Adler«, heißt es in der peinlichen Hymne. Der preußische Adler war laut Winkler nie etwas anderes als ein Herrschaftszeichen und symbolisierte das Großmachtstreben. Dieser Adler ist in vielerlei Zusammenhängen in der Ausstellung zu entdecken. Ein besonders grimmiges Sandstein-Exemplar hatte einst das Fortunaportal des Potsdamer Stadtschlosses geziert. Nach der Sprengung des Schlosses 1960 konnte er aus dem Schutt geborgen werden.
2008 wurde im polnischen Kostrzyn, das als Küstrin jahrhundertelang zu Brandenburg-Preußen gehörte, ein sowjetisches Ehrenmal beseitigt. Der bronzene Rote Stern dieses Denkmals ist ebenfalls Bestandteil der Potsdamer Ausstellung und liegt hier vielsagend am Boden. Einen Blick werfen kann der Besucher außerdem auf das Pracht-Fotoalbum der sowjetischen Streitkräfte in Deutschland, das am Standort ihres Hauptquartiers in Wünsdorf gefunden wurde.
Der DDR-Abschnitt der brandenburgischen Geschichte ist als Großfoto einer Kundgebung »Für unser Land« vertreten. Der Aufruf vom 28. November 1989, erstunterzeichnet zum Beispiel von den Schriftstellern Stefan Heym und Christa Wolf sowie den Bürgerrechtlern Ulrike Poppe und Sebastian Pflugbeil, wandte sich gegen den befürchteten »Ausverkauf unserer moralischen und materiellen Werte« durch eine Wiedervereinigung mit der Bundesrepublik. Doch die deutsche Einheit war schon nicht mehr aufzuhalten. Eine Nähmaschine steht für das Werk in Wittenberge, das nach der Wende auf besonders zweifelhafte Art plattgemacht wurde.
Um Kinder an die Landesgeschichte heranzuführen, haben die Kuratoren der Ausstellung daselbst eine Rätselspur eingebaut: Entlang von Tintenklecksen können Kinder ein verlorenes Gemälde aufspüren. Folgend dem Trend, wonach Ausstellungen auch Orte der »Aktivität« ihrer Besucher sein sollen, gilt es an einer anderen Stelle, den Satz »Potsdam wäre nicht Potsdam, ohne …« individuell zu vollenden. Hingeschrieben steht da: »… Hofschranzen und Bonzen auch heute«, »… Streit und Kompromiss«, »… stinkreiche Menschen« oder auch »… schöne Schlösser und frohe Menschen«.
Von dem Schriftsteller Theodor Fontane sind Stationen seiner berühmten Wanderungen durch die Mark Brandenburg nachgezeichnet. Die Karte legt Zeugnis ab von einer beachtlichen Strecke, wobei Fontane einst weniger wanderte, vielmehr ganz gern mit der Postkutsche oder auch schon mit der Eisenbahn fuhr.
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