Nandu-Bestand reduziert sich

Von fast 600 auf 121 ist die Zahl der Großvögel gesunken

  • Hagen Jung
  • Lesedauer: 3 Min.

Deutlich zurückgegangen ist die Zahl der Nandus im Nordosten. Wurden dort im Jahr 2018 noch 566 dieser Großvögel gezählt, sind es nun nur noch 121. Das dürfte auf die seit 2020 erlaubte Bejagung zurückzuführen sein. Begonnen hatte die Nandu-Population in Mecklenburg-Vorpommern mit vier Hennen und drei Hähnen der straußenähnlichen Laufvögel. Sie waren im Herbst 2000 aus einem Gehege in Schleswig-Holstein ausgebüxt und ins Nachbarland gewandert. Die Tiere, deren ursprüngliche Heimat Südamerika ist, erwiesen sich als vermehrungsfreudig. Ende 2015 wurden 177 Nandus im Biosphärenreservat Schaalsee gezählt. Heute gilt die Population als die größte ihrer Art in Europa.

Für Touristen wurden die Großvögel zum beliebten Fotomotiv, für Landwirte zur Plage. Allzu oft fielen sie über Rapsflächen her, fraßen auch Getreidefelder kahl, vor allem auf Neuansaaten haben sie es abgesehen. Die Geschädigten forderten, die Politik möge den Abschuss erlauben. Doch außer der CDU lehnten dies alle Landtagsfraktionen ab. Als Alternative zum Gewehr war zunächst nur der Akkuschrauber gestattet: Mit ihm durften Ranger und Landwirte mit Genehmigung des Biosphärenreservatsamtes Schaalsee-Elbe Löcher in Nandu-Eier bohren, so dass sich darin kein Nachwuchs entwickeln konnte. Die Nandus sollten erkennen, dass mit den Eiern etwas nicht stimmt, das Nest verlassen und kein neues Gelege setzen. Doch diese Art der Geburtenkontrolle brachte nichts, weil die Eier nur schwer zu finden waren. Die Klagen der Landwirte wurden immer lauter, als letzte Lösung des Problems hieß es schließlich doch: Feuer frei. Seit April 2020 dürfen Nandus geschossen werden. Infolgedessen hat sich die Population deutlich verringert.

Durch das Jagdgeschehen sind die Nandus nach Erkenntnissen von Fachleuten scheuer geworden. Nur noch selten sind sie bei einem Ausflug in das von den Vögeln bevorzugte Gebiet an der Landesgrenze zu Schleswig-Holstein zu sehen. Autofahrer sollten dennoch mit ihrem plötzlichen Auftauchen rechnen, unerwartet können die bis zu 60 Kilometer pro Stunde schnellen Läufer aus einem Versteck auf die Straße flitzen.

Ein Zusammenstoß mit den bis zu 1,40 Meter großen und 25 Kilogramm schweren Tieren kann zu erheblichen Schäden am Fahrzeug führen. Die im Teilkasko-Angebot enthaltene Versicherung umfasst zwar die Regulierung von Schäden, die durch den Zusammenprall mit Wildschweinen oder Rehen und weiterem Haarwild entstehen, deckt aber nicht einen unerwünschten »Kontakt« mit Nandus ab. Wer sich dagegen absichern möchte, sollte einen Schutz vor Schäden durch Zusammenstöße mit »Tieren aller Art« abschließen, empfiehlt Kathrin Jarosch vom Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft.

Die bislang geschossenen Nandus sind laut Biosphärenreservat Schaalsee von Landwirten mit Jagdschein erlegt worden. Ihnen sei freigestellt, ob sie die Tiere entsorgen oder als Mahlzeit zubereiten. Wie Nandu-Fleisch schmeckt, konnte die Sprecherin des Reservats nicht sagen. Immerhin präsentiert eine populäre Kochseite im Internet 170 Rezepte.

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