Der starke Mann

Mohammad Bin Zayed Al-Nahyan ist neuer Präsident der Emirate

  • Cyrus Salimi-Asl
  • Lesedauer: 2 Min.

Bisher galt er nur inoffiziell als starker Mann der Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE), nun darf er diese Rolle offiziell übernehmen – als Präsident: Mohammad Bin Zayed Al-Nahyan führt seit Samstag die Geschicke des ölreichen Golf-Emirats, nachdem der bisherige Präsident, Halbbruder Scheich Khalifa Bin Zayed Al-Nahjan, am Freitag verstorben war. Eine Überraschung ist der Machtwechsel nicht, Bin Zayeds Wahl war erwartet worden. Als dritter Sohn des Staatsgründers führte er die Regierungsgeschäfte faktisch schon seit Längerem, nachdem sein Halbbruder 2014 einen Schlaganfall erlitten hatte.

Der 61-Jährige, der seine militärische Ausbildung unter anderem an der Royal Military Academy im britischen Sandhurst erhielt, ist auch im Ausland kein Unbekannter. Unter seiner Führung haben die Emirate in den vergangenen Jahren eine dezidiert offensive, ja aggressive Außenpolitik betrieben, zumeist im Verbund mit dem großen Nachbarn Saudi-Arabien und mit anti-iranischer Stoßrichtung. Nach Einschätzung vieler Beobachter war er 2015 für die Entscheidung verantwortlich, emiratische Soldaten im Jemen an der Seite Saudi-Arabiens gegen die vom Iran unterstützten Huthi-Rebellen kämpfen zu lassen. In Libyen galt seine Unterstützung dem Rebellengeneral Khalifa Haftar – gegen die international anerkannte Regierung. Das Militär baute er mit Unsummen zu einer der wohl modernsten und schlagkräftigsten Armeen der Region aus.

Den größten Coup landete er aber mit Rückendeckung der USA: Er ebnete den Weg zur Normalisierung der Beziehungen mit Israel – zum großen Ärger der Palästinenser. Auch in dieser Frage stand eine gemeinsame Front mit den USA und Israel gegen den Iran im Vordergrund. Beobachter befürchten nun, dass Mohammad Bin Zayed die Macht weiter in den Händen der Familie konzentrieren und eine Art Familiendynastie begründen könnte – zum Nachteil der anderen sechs Emirate in der VAE-Föderation.

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