Ihr tindert doch heimlich

Daniel Lücking zu sexueller Selbstbestimmung in Uniform

  • Daniel Lücking
  • Lesedauer: 1 Min.

Was für ein Eklat. Eine transgeschlechtliche Bataillonskommandeurin wurde durch die Bundeswehr sanktioniert, weil sie sich im Privatleben öffentlich sexpositiv äußerte. Vorgesetzte schritten ein und mahnten sie wegen der Inhalte ihres Profils in der Kontaktbörse Tinder ab. Jetzt bestätigt ein Verwaltungsgericht deren angeblich rechtskonformes Vorgehen.

Doch ohne selbst angemeldet zu sein, läuft auf der Dating-Plattform nichts und auch die Inhalte sind nicht ohne weiteres abrufbar. Somit müssen auch diejenigen, die die Beschwerde vorbrachten, auf Tinder unterwegs sein. Wahrscheinlich im klassisch heteronormativen Rahmen, der Fremdgehen oder lockere Sexualkontakte ganz selbstverständlich zulässt.

Es ist bezeichnend für den reaktionären Geist in Truppe und Verwaltung, wenn ein Tinderprofil Zweifel an der moralischen Integrität der Kommandeurin aufwirft, nicht aber an der Integrität derer, die sie anschwärzten und verurteilen. Während man sich vordergründig aufgeschlossen gegenüber allen sexuellen Orientierungen gibt, wird gegen jede Abweichung vom reaktionären Weltbild der 1950er intrigiert. Deutsche Doppelmoral wird auch bei Tinder verteidigt.

Abonniere das »nd«
Linkssein ist kompliziert.
Wir behalten den Überblick!

Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen.
Jetzt abonnieren!

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

Vielen Dank!