- Kommentare
- Berliner Wohnungsbau
Erfolg auf Teufel komm raus
Die SPD will das Wohnungsbündnis nur noch durchdrücken, denkt Claudia Krieg
Der Zeitpunkt könnte besser nicht gewählt sein: vier Flächen in der Hauptstadt kauft die Berliner Immobilienmanagement GmbH (BIM) von der Deutschen Bahn am Dienstag – über 23 000 Quadratmeter für diverse Bauvorhaben sind nun zu erschließen, und die Landesregierung, allen voran Stadtentwicklungssenator Andreas Geisel (SPD), kann sich damit schmücken. Dabei hatten er und seine Parteigenossin Franziska Giffey doch gerade erst Minuten zuvor vollmundig 5500 Wohnungen angekündigt, die die Wohnungsbaukommission des Senats genehmigt hat. Galten bis vor Kurzem noch 200 000 Wohnungen, die Geisel in zehn Jahren bauen lassen wollte, als magisches Ziel, bäckt man nun erst mal kleinere Brötchen und siehe da: Sieht doch alles ganz gut aus.
Alles, was als potenzieller Erfolg zu verkaufen ist und irgendwas mit Wohnungsbau zu tun hat, wird zur Zeit dankbar und wohlinszeniert in die Kamera gehalten, damit die Berliner Mieter*innen schnell wieder vergessen, was ihnen erst letzte Woche reingedrückt wurde: Einen Mietenstopp wird es nicht geben und die Vergesellschaftung profitorientierter Wohnungskonzerne können sie sich sowieso abschminken, ob sie nun dafür gestimmt haben oder nicht. Galoppierende Inflation und Energiepreise zusätzlich zum ungebremsten Mietenwahnsinn und Investorendruck hin oder her: das sind nicht die Probleme der SPD. Die will ihr Wohnungsbündnis durchdrücken und Politik machen mit großen Vorhaben, die am Ende wie Kaugummiblasen zerplatzen oder mehr Schaden anrichten, als dass sie nützen.
Denn wer zukünftig in den neu zu bauenden Wohnungen unterkommt und wer sich akut in miserablester Lage befindet, das sind zwei Paar Schuhe. Es gibt einfache und sinnvolle Instrumente, die Not und die Ängste derjenigen zu lindern, die sich ihre Wohnungen kaum noch oder bald nicht mehr leisten können und dazu wohl nicht einmal mehr das Leben selbst. Von diesen will die Riege derjenigen, die sich mit ihren Neubauten selbst Denkmäler setzen wollen, aber nichts wissen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.
Vielen Dank!