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In der Idealismusfalle
Martin Höfig über albtraumhaften Umgang mit Armut
In diesem Land ist es heutzutage fast eine Form struktureller Gewalt, wenn sein größtes Wirtschaftsforschungsinstitut, das DIW, zusammen mit der Diakonie eine aktuelle Studie zur Situation armer Menschen vorstellt. So geschehen am Mittwoch, als auf einem Podium zwischen die Präsidenten der beiden Institutionen eine von Armut betroffene Person drapiert wurde, die dort einmal schildern konnte, wie sich Armut wirklich anfühlt. Eingeklemmt zwischen die beiden Anzug tragenden Großverdiener, offenbart die Betroffene dann unwillkürlich, was Armut in Deutschland mit vielen Menschen macht: Sie spricht davon, dass ihre Gedanken zwanghaft ständig um das knappe Geld kreisen und dass das eine »psychologische Bürde« sei. Und wie sie jetzt auf viele Dinge eben verzichte – als wäre es ihre eigene Entscheidung.
Den gesellschaftlichen Druck, der hinter solchen Aussagen steckt, sieht man nicht. Doch man erahnt ihn im ewigen, unwissenden Lächeln der beiden Präsidenten neben der Frau. Und überhaupt in der Art und Weise der Deutschen, noch jedes existenzielle Elend zu entmaterialisieren und letztlich als Problem des Geistes abzutun.
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